Die 10 besten Historienfilme aller Zeiten

Die 10 besten Historienfilme aller Zeiten

Was ist ein „Historienfilm“ in enger Definition? Für diese Liste gilt: Der Film erzählt eine reale Epoche vor dem 20. Jahrhundert (zum Teil 19. Jahrhundert), zeigt reale Machtstrukturen, historische Figuren oder dokumentierte Systeme (z. B. Sklaverei, Imperium, Kolonialherrschaft) und stützt sich spürbar auf historische Recherche. Kriegsdramen aus dem Zweiten Weltkrieg oder Weltraumfilme sind hier nicht enthalten. Diese Top-10 ist nach langfristigem kulturellem Einfluss sortiert: Wie stark hat der Film unser Bild dieser Epoche geprägt?

Übersicht

  1. Schindlers Liste (1993)
  2. Lawrence von Arabien (1962)
  3. Ben Hur (1959)
  4. Die Brücke am Kwai (1957)
  5. Der letzte Kaiser (1987)
  6. Vom Winde verweht (1939)
  7. Gladiator (2000)
  8. Amadeus (1984)
  9. Braveheart (1995)
  10. 12 Years a Slave (2013)

1. Schindlers Liste (1993)

Rang: 1

Schindlers Liste von Steven Spielberg erzählt die Geschichte des Industriellen Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs mehr als tausend jüdische Zwangsarbeiter vor der Deportation und Ermordung rettete. Der Film nutzt einen fast dokumentarischen Schwarz-Weiß-Stil und zeigt Gewalt und Vernichtungssystem des Holocaust ohne romantische Filterschicht. Wichtig ist die moralische Grauzone: Schindler wird nicht als überhöhte Lichtgestalt gezeigt, sondern als Geschäftsmann, der kippt. Der Film prägte die visuelle Erinnerungskultur weltweit, wird im Bildungsbereich eingesetzt und gilt als eine der eindringlichsten filmischen Auseinandersetzungen mit der Shoa.

  • Regie: Steven Spielberg
  • Oscars: 7 (u. a. Bester Film, Beste Regie)
  • Wirkung: globaler Referenzfilm zur Darstellung des Holocaust
  • Besonders: reale Liste geretteter Menschen als dramaturgischer Kern
Laufzeit
ca. 195 Min.
Budget
rund 22 Mio. US-Dollar
Erscheinungsjahr
1993
Epoche
Zweiter Weltkrieg / Holocaust
Kultureller Status
im National Film Registry archiviert

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2. Lawrence von Arabien (1962)

Rang: 2

Lawrence von Arabien (Original: Lawrence of Arabia) von David Lean erzählt das Leben des britischen Offiziers T. E. Lawrence im Ersten Weltkrieg. Im Zentrum stehen Kolonialpolitik, der arabische Aufstand gegen das Osmanische Reich und die innere Zerrissenheit Lawrences zwischen britischen Interessen und arabischem Nationalbewusstsein. Der Film setzte neue Maßstäbe für epische Bildsprache: Die Wüste ist nicht Kulisse, sondern psychologische Bühne. Gleichzeitig zeigt er, wie moderne Staatenbildung und Propaganda zusammenhängen. Lawrence wird weder als makelloser Held noch als einfacher Verräter inszeniert, sondern als politisch instrumentalisierte Figur – für das Genre damals revolutionär.

  • Regie: David Lean
  • Oscars: 7 (inkl. Bester Film)
  • Thema: europäischer Imperialismus im Nahen Osten
  • Ikonisch: lange, ruhige Totalen statt Action-Schnittgewitter
Laufzeit
ca. 221 Min. (Roadshow-Fassung)
Startjahr
1962
Epoche
Erster Weltkrieg / Arabischer Aufstand
Produktion
UK / USA
Archivstatus
als „historisch bedeutsam“ gesichert (Library of Congress)

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3. Ben Hur (1959)

Rang: 3

Ben Hur, inszeniert von William Wyler, ist der Monumentalfilm schlechthin. Schauplatz ist Judäa zur Zeit des Römischen Reichs. Die Handlung verbindet Verrat, Versklavung, Rache und inneren Wandel vor dem Hintergrund der beginnenden christlichen Ära. Die weltberühmte Wagenrennszene gilt bis heute als praktische Effektsensation ohne Computergrafik. Ben Hur gewann 11 Oscars und setzte damit einen Rekord. Der Film hat das Bild des Römischen Imperiums für Generationen geprägt, inklusive Architektur, Kleidung, Militärästhetik und religiöser Ikonografie.

  • Regie: William Wyler
  • Oscars: 11 (u. a. Bester Film)
  • Einfluss: Vorlage für spätere Sandalen- und Bibel-Epen
  • Stärke: moralische Dramaturgie + physischer Spektakel-Realismus
Laufzeit
ca. 212 Min.
Startjahr
1959
Epoche
Römisches Reich / Zeit Christi
Budget
~15 Mio. US-Dollar (extrem hoch für die Zeit)
Status
im National Film Registry gelistet

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4. Die Brücke am Kwai (1957)

Rang: 4

Die Brücke am Kwai (Original: The Bridge on the River Kwai) zeigt britische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg, die unter japanischer Gefangenschaft gezwungen werden, eine Eisenbahnbrücke in Südostasien zu errichten. Der Film stellt ein moralisches Dilemma ins Zentrum: militärischer Stolz und Disziplin kippen in faktische Kollaboration mit dem Feind. Damit verschiebt der Film den Fokus weg von „Heldentum gegen das Böse“ hin zu psychischer Zermürbung, Ehre, Pflicht, Selbstbetrug. Diese Herangehensweise machte den Film für das Genre Kriegs-/Kolonialdrama grundlegend. Der Film gewann 7 Oscars.

  • Regie: David Lean
  • Oscars: 7 (inkl. Bester Film)
  • Tonlage: Kriegsfilm als Charakter- und Machtstudie, nicht als Propaganda
  • Nachwirkung: markierte den Übergang zu kritischeren Kriegsdarstellungen in den 1960ern
Laufzeit
ca. 161 Min.
Startjahr
1957
Epoche
Zweiter Weltkrieg (Pazifikkrieg / Burma Railway)
Budget
≈ 2,8 Mio. US-Dollar
Box Office
> 30 Mio. US-Dollar weltweit (damals sehr hoch)

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5. Der letzte Kaiser (1987)

Rang: 5

Der letzte Kaiser (Original: The Last Emperor) von Bernardo Bertolucci erzählt das Leben von Puyi, dem letzten Kaiser der Qing-Dynastie, der als Kind den Thron bestieg, von der Geschichte überrollt wurde und als Erwachsener in einem völlig veränderten China lebte. Der Film zeigt den Zusammenbruch des Kaiserreichs, die japanische Besatzung Mandschukuos und die spätere Umerziehung unter der Volksrepublik China. Das Ergebnis ist nicht nur ein Biopic, sondern ein Porträt des Machtverlusts einer ganzen Ordnung. Visuell opulent (Verbotene Stadt, Hofrituale, Kleidung, Zeremoniell), politisch klar: Es geht um Identität in einem Land, das seine Struktur neu schreibt.

  • Regie: Bernardo Bertolucci
  • Oscars: 9 (u. a. Bester Film, Beste Regie)
  • Inhaltlicher Kern: Ende des kaiserlichen China und der Status Puyis als „Symbol, das niemand mehr braucht“
  • Besonders: durfte in historischen Palastanlagen drehen
Laufzeit
ca. 163 Min. (Kinofassung)
Startjahr
1987
Epoche
frühes 20. Jahrhundert China (Kollaps der Qing-Dynastie bis Nachkriegszeit)
Budget
~25 Mio. US-Dollar
Tonfall
Requiem auf Monarchie und Kolonialpolitik

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6. Vom Winde verweht (1939)

Rang: 6

Vom Winde verweht (Original: Gone with the Wind) ist eines der kommerziell erfolgreichsten Werke der Filmgeschichte (inflationsbereinigt weiterhin in der absoluten Spitze). Der Film zeigt den Amerikanischen Bürgerkrieg und die Reconstruction-Ära aus Sicht der weißen Südstaaten-Elite. Technisch liefert der Film Massenszenen, Farbdramaturgie und Melodram in bis dahin unerreichter Größe. Inhaltlich ist er heute hoch umstritten: Er romantisiert Plantagenkultur und reproduziert stereotype Darstellungen Schwarzer Figuren. Genau deshalb bleibt er relevant. Er prägt bis heute, wie ein Teil der Öffentlichkeit sich den US-Süden des 19. Jahrhunderts „vorstellt“, und steht zugleich exemplarisch für verharmlosende Geschichtsbilder im Massenkino.

  • Regie: offiziell Victor Fleming (weitere Regisseure arbeiteten ungenannt mit)
  • Oscars: 10 (inkl. Bester Film)
  • Einfluss: definierte Jahrzehnte lang das visuelle Narrativ vom amerikanischen Süden
  • Debatte: verharmlost Sklaverei und Rassismus
Laufzeit
ca. 221 Min. (mit Overtüre/Intermission teils länger)
Startjahr
1939
Epoche
Amerikanischer Bürgerkrieg (1861–1865) und Reconstruction
Kultureller Status
National Film Registry
Heute gesehen als
epischer Meilenstein und Problemfall zugleich

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7. Gladiator (2000)

Rang: 7

Gladiator von Ridley Scott holte das Sandalenepos zurück ins Mainstreamkino. Die Handlung spielt im Römischen Reich um das Jahr 180 n. Chr. und dreht sich um den gefallenen Feldherrn Maximus, der als Gladiator gegen den korrupten Kaiser Commodus kämpft. Der Film zeigt Rom nicht als saubere Marmorpostkarte, sondern als blutige Machtmaschine. Seine Mischung aus politischem Intrigenspiel, Arena-Spektakel und persönlicher Rachegeschichte setzte den Ton für Historien-Action der 2000er: schmutzig, körperlich, emotional aufgeladen. Die visuelle Sprache von Gladiator beeinflusste zahllose spätere Antike- und Mittelalter-Produktionen.

  • Regie: Ridley Scott
  • Oscars: 5 (inkl. Bester Film und Bester Hauptdarsteller)
  • Einspielergebnis: rund 460 Mio. US-Dollar weltweit
  • Innovation: Kombination aus praktischen Sets und früher CGI für Massenszenen
Laufzeit
ca. 155 Min. (Kinofassung)
Startjahr
2000
Epoche
Römisches Reich zur Zeit Commodus
Themen
Korruption, Loyalität, Machtlegitimation
Tonfall
moralisches Pathos + physische Härte

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8. Amadeus (1984)

Rang: 8

Amadeus von Miloš Forman ist ein Kostümdrama über das Wien des 18. Jahrhunderts und das Spannungsfeld zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri. Formal ist der Film ein fiktiv zugespitztes Eifersuchts- und Machtduell, historisch eingebettet in die höfische Kultur des späten Habsburgischen Reiches. Der Film zeigt Musik nicht als „geniale Eingebung von oben“, sondern als Handwerk, Konkurrenz, Status. Er machte Mozart (wieder) zu einer Popfigur, formte das Mainstream-Bild von Rokoko-Wien und demonstrierte, dass auch höfische Intrige als Thriller funktionieren kann. Amadeus gewann 8 Oscars und ist bis heute Maßstab für das Biopic im Kostümfilmformat.

  • Regie: Miloš Forman
  • Oscars: 8 (u. a. Bester Film, Beste Regie)
  • Zentrale Idee: Genie vs. Mittelmaß als politisch-religiöser Konflikt
  • Stärke: opulente Ausstattung, Hofetikette, Musik als Machtmittel
Laufzeit
ca. 160 Min. (Director’s Cut länger)
Startjahr
1984
Epoche
Österreich, späte 1700er Jahre
Schauplatz
Wien zur Zeit Kaiser Joseph II.
Einfluss
prägte weltweites Popbild von Mozart

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9. Braveheart (1995)

Rang: 9

Braveheart von Mel Gibson erzählt den schottischen Unabhängigkeitskampf des 13. Jahrhunderts über die Figur William Wallace. Historisch nimmt sich der Film viele Freiheiten. Aber genau das macht seinen Einfluss aus: Er hat das populäre Bild des mittelalterlichen Schottlands, englischer Unterdrückung und blutiger Freiheitskämpfe weltweit geprägt. Braveheart setzt auf rohe Schlachtszenen mit praktischen Stunts, Handkamera-Gewalt und Pathos. Die Botschaft „Freiheit gegen Tyrannei“ wurde zu einem globalen Mythos. Der Film gewann 5 Oscars, darunter Bester Film, und löste einen Boom an Mittelalter- und Schwert-und-Schild-Epen in den späten 1990ern aus.

  • Regie: Mel Gibson (spielt Wallace selbst)
  • Oscars: 5 (inkl. Bester Film)
  • Stil: dreckige, körperliche Schlachtchoreografie statt „sauberer“ Historienromantik
  • Einfluss: verankerte Schottland-Mythos im Mainstreamkino
Laufzeit
ca. 178 Min.
Startjahr
1995
Epoche
spätes 13. / frühes 14. Jahrhundert (Schottland vs. England)
Kernmotiv
nationale Selbstbestimmung
Kultstatus
„Freiheit!“-Ruf als popkulturelles Echo

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10. 12 Years a Slave (2013)

Rang: 10

12 Years a Slave basiert auf den 1853 veröffentlichten Erinnerungen von Solomon Northup, einem freien Schwarzen aus dem Norden der USA, der entführt, illegal versklavt und über Jahre auf Plantagen im Süden gehalten wurde. Der Film zeigt Sklaverei nicht als „familiäres Drama einzelner Plantagenherren“, sondern als ökonomisch organisiertes System. Diese Darstellung hat das Mainstream-Bild der Vorkriegs-Südstaaten stark verschoben. Statt Südstaatenromantik (wie in älteren Filmen) zeigt 12 Years a Slave körperliche Gewalt, psychische Zerstörung, Sexualherrschaft, Ausbeutung als Geschäftsmodell. Der Film gewann den Oscar als Bester Film und gilt als Wendepunkt in der Darstellung der Sklaverei im US-Kino.

  • Regie: Steve McQueen
  • Oscars: 3 (u. a. Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch)
  • Quelle: Autobiografischer Bericht von Solomon Northup (1853)
  • Einfluss: verdrängte romantisierte Südstaaten-Narrative aus dem Massenkino
Laufzeit
ca. 134 Min.
Startjahr
2013
Epoche
USA vor dem Bürgerkrieg (Mitte 19. Jh.)
Kernkonflikt
Menschenraub, Versklavung, Identitätsauslöschung
Bedeutung
zeigt Sklaverei als System, nicht als „tragisches Einzelschicksal“

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