Warum faszinieren Mafia-Filme seit Jahrzehnten Publikum und Kritiker? Diese Liste sortiert die 10 wichtigsten Werke nach filmhistorischer Bedeutung, Kritikerresonanz, Preisen, kulturellem Einfluss und ikonischen Szenen. Vom epischen Familiendrama bis zum nüchternen Gangster-Alltag ist hier alles vertreten.
Alle Filme drehen sich um organisierte Kriminalität, meist im Umfeld der Cosa Nostra oder verwandter Organisationen, und haben das Bild der Mafia im Kino maßgeblich geprägt. Wer sich in das Genre einarbeiten oder Klassiker nachholen will, findet hier eine kompakte, datenreiche Übersicht.
Übersicht
- Der Pate (1972)
- Der Pate – Teil II (1974)
- GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990)
- Es war einmal in Amerika (1984)
- Scarface (1983)
- Casino (1995)
- Departed – Unter Feinden (2006)
- Donnie Brasco (1997)
- The Untouchables – Die Unbestechlichen (1987)
- Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra (2008)
Der Pate (1972)
Rang: 1
„Der Pate“ erzählt den Machtwechsel im Clan der Corleones von Patriarch Vito zu seinem jüngsten Sohn Michael. Aus dem zurückhaltenden Kriegsheimkehrer wird Schritt für Schritt ein eiskalter Mafia-Boss, der die Familie nach außen schützt und sie innerlich zerstört. Die Mischung aus Familienmelodram, Gangsterepos und politischer Allegorie machte den Film zum Prototyp aller späteren Mafia-Erzählungen.
- Ikonische Szenen wie die Hochzeit, das Pferdekopf-Bett und das Finale in der Kirche prägten das Bild der Mafia im Kino.
- Marlon Brandos Don Vito und Al Pacinos Michael Corleone wurden zu Archetypen des Gangsterbosses und seines Erben.
- Der Film verband Studio-Blockbuster mit Autorenkino und bewies, dass komplexe, brutale Stoffe ein Massenpublikum erreichen können.
- Originaltitel
- The Godfather
- Erscheinungsjahr
- 1972
- Land
- USA
- Regie
- Francis Ford Coppola
- Laufzeit
- ca. 175 Minuten
- Budget
- ca. 6–7 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 250–291 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Fiktive Corleone-Familie, angelehnt an die amerikanische Cosa Nostra
- Wichtige Auszeichnungen
- 3 Oscars (u. a. Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch)
- Quelle
- Encyclopædia Britannica
Der Pate – Teil II (1974)
Rang: 2
Der zweite Teil verzahnt zwei Zeitebenen: den Aufstieg des jungen Vito Corleone Anfang des 20. Jahrhunderts und den Niedergang seines Sohnes Michael Ende der 1950er-Jahre. Dadurch zeigt der Film, wie der amerikanische Traum in einen Albtraum aus Macht, Paranoia und Verrat kippt. Viele Kritiker sehen Teil II als seltenen Fall, in dem eine Fortsetzung den ohnehin schon gefeierten Vorgänger noch übertrifft.
- Parallelmontage von Vitos Einwanderungsgeschichte und Michaels kalter Expansion in Kuba und Las Vegas.
- Robert De Niros Oscar-Rolle als junger Vito vertieft die Familienmythologie der Corleones.
- Der Film schärft den politisch-ökonomischen Blick auf die Mafia als Schattenökonomie der USA.
- Originaltitel
- The Godfather Part II
- Erscheinungsjahr
- 1974
- Land
- USA
- Regie
- Francis Ford Coppola
- Laufzeit
- ca. 200 Minuten
- Budget
- ca. 13 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 93 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Familie Corleone, Expansion von New York nach Nevada und Kuba
- Wichtige Auszeichnungen
- 6 Oscars (u. a. Bester Film, Beste Regie, Bester Nebendarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch)
- Quelle
- Encyclopædia Britannica
GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990)
Rang: 3
„GoodFellas“ folgt dem realen Mafioso Henry Hill über 25 Jahre hinweg vom jugendlichen Laufburschen zum abgeklärten Insider und schließlich zum Informanten im Zeugenschutzprogramm. Scorsese inszeniert die Attraktivität von Macht, Geld und Gewalt ebenso präzise wie den späteren Absturz in Paranoia und Kokainsucht. Der Film definierte den modernen, schnellen Mafiafilm mit Voice-over, Pop-Soundtrack und dokumentarischer Härte neu.
- Auf realen Ereignissen basierend, nach Nicholas Pileggis Buch „Wiseguy“ adaptiert.
- Stilbildend durch lange Plansequenzen (z. B. Copacabana-Szene) und rasante Montage.
- Gilt vielen Kritikern als Scorseses kompakteste und einflussreichste Mafiaarbeit.
- Originaltitel
- Goodfellas (stilisiert GoodFellas)
- Erscheinungsjahr
- 1990
- Land
- USA
- Regie
- Martin Scorsese
- Laufzeit
- ca. 146 Minuten
- Budget
- ca. 25 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 47 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Lucchese-Familie (New Yorker Cosa-Nostra-Familie, im Film leicht verfremdet)
- Wichtige Auszeichnungen
- 1 Oscar (Bester Nebendarsteller Joe Pesci), 6 Nominierungen insgesamt, zahlreiche Kritikerpreise
- Quelle
- Encyclopædia Britannica
Es war einmal in Amerika (1984)
Rang: 4
Sergio Leones Spätwerk erzählt das Leben des jüdischen Gangsters Noodles von den Kindertagen in der Lower East Side bis ins desillusionierte Alter. In verschachtelten Rückblenden verknüpft der Film Freundschaft, Verrat, Gewalt und unerfüllte Liebe zu einer melancholischen Erinnerungscollage. Das Epos floppte in der gekürzten US-Fassung, wurde in der Langfassung aber zu einem der meistverehrten Gangsterfilme aller Zeiten.
- Chronik von mehreren Jahrzehnten amerikanischer Unterweltgeschichte aus Sicht jüdischer Gangster.
- Bekannt für die extrem lange Laufzeit, poetische Bildsprache und Ennio Morricones Musik.
- Wird heute in Kritikerumfragen regelmäßig unter die größten Filme der Filmgeschichte gewählt.
- Originaltitel
- Once Upon a Time in America
- Erscheinungsjahr
- 1984
- Land
- Italien / USA
- Regie
- Sergio Leone
- Laufzeit
- ca. 229 Minuten (Langfassung)
- Budget
- ca. 30 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 5,5 Mio. US-Dollar (Kinokasse, spätere Videoauswertung deutlich höher)
- Zentrale Mafia-Organisation
- Jüdisch-amerikanische Gangstercrew in New York, im Umfeld der Prohibitionszeit
- Wichtige Auszeichnungen
- Kultstatus, regelmäßige Nennungen in „Greatest Films“-Listen, u. a. in BFI- und Kritikerumfragen
- Quelle
- British Film Institute (BFI)
Scarface (1983)
Rang: 5
Brian De Palmas Neuinterpretation des Gangsterstoffs verlegt die Handlung in das Miami der 1980er-Jahre. Der kubanische Flüchtling Tony Montana arbeitet sich mit brutaler Gewalt vom Kleinkriminellen zum Kokainbaron hoch, bis sein Imperium in einem Blutbad zusammenbricht. Der Film war bei Erscheinen umstritten, wurde aber durch VHS, TV und Popkultur zum Kultklassiker und Inbegriff des exzessiven Gangsterlebens.
- Berühmt für Al Pacinos übergroße Performance und ikonische Zitate aus Tonys Größenwahn.
- Stellt die Mafia als Drogenkartell im neoliberalen Amerika dar, nicht mehr nur als „Familien“-Struktur.
- Visuell überzeichnet, aber enorm einflussreich in Rap-, Mode- und Poster-Kultur.
- Originaltitel
- Scarface
- Erscheinungsjahr
- 1983
- Land
- USA
- Regie
- Brian De Palma
- Laufzeit
- ca. 170 Minuten
- Budget
- ca. 23–37 Mio. US-Dollar (Schätzungen)
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 66 Mio. US-Dollar (inkl. Wiederaufführungen)
- Zentrale Mafia-Organisation
- Drogenbasiertes Gangstersyndikat in Miami, lose mit der kubanischen Exil-Mafia verbunden
- Wichtige Auszeichnungen
- Mehrere Golden-Globe-Nominierungen, später als einer der großen Gangsterkultfilme anerkannt
- Quelle
- Turner Classic Movies
Casino (1995)
Rang: 6
„Casino“ erzählt, wie die Mafia in den 1970er-Jahren Las Vegas kontrollierte: Der professionelle Spieler Sam „Ace“ Rothstein führt ein Casino im Auftrag der Familien, während sein impulsiver Freund Nicky Santoro die schmutzige Arbeit erledigt. Zwischen FBI, internen Machtkämpfen und Sams toxischer Beziehung zur Ex-Callgirl Ginger eskaliert das System. Der Film gilt als harscher, analytischer Nachfolger von „GoodFellas“.
- Detailreiche Rekonstruktion der mafiösen Kontrollstrukturen über Casinos, Geldwäsche und Buchhaltung.
- Sharon Stones Rolle als Ginger brachte ihr einen Oscar-Nominierung und gilt als eine ihrer besten Leistungen.
- Verdichtet das Ende der „old school“-Mafia-Ära in Las Vegas zu einem brutalen Abgesang.
- Originaltitel
- Casino
- Erscheinungsjahr
- 1995
- Land
- USA / Frankreich
- Regie
- Martin Scorsese
- Laufzeit
- ca. 178 Minuten
- Budget
- ca. 40–50 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 116 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Midwest-Mafia, die über Strohmänner ein fiktives Las-Vegas-Casino kontrolliert
- Wichtige Auszeichnungen
- Oscar-Nominierung für Sharon Stone, diverse Kritikerlisten und spätere Neubewertungen als Spätwerk-Highlight
- Quelle
- Encyclopædia Britannica
Departed – Unter Feinden (2006)
Rang: 7
„The Departed“ verlegt das Hongkong-Vorbild „Infernal Affairs“ nach Boston: Ein Undercover-Cop schleicht sich in eine irischstämmige Gang um Boss Frank Costello ein, während umgekehrt ein Maulwurf der Mafia in der Polizei sitzt. Beide versuchen, die Identität des anderen zu enttarnen. Scorsese verbindet klassisches Gangsterkino mit Thriller-Spannung und gewann dafür endlich den lange erwarteten Regie-Oscar.
- Spannungsfilm über Identität und Loyalität, der Mafia-Strukturen mit Polizeikorruption verschränkt.
- Inspiration durch den realen Bostoner Gangster Whitey Bulger für Jack Nicholsons Figur.
- Einer der wenigen Mafiafilme, die gleichzeitig Kritikerpreise, Oscars und hohen Box-Office-Erfolg vereinen.
- Originaltitel
- The Departed
- Erscheinungsjahr
- 2006
- Land
- USA / Hongkong
- Regie
- Martin Scorsese
- Laufzeit
- ca. 151 Minuten
- Budget
- ca. 90 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 291,5 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Irisch-amerikanisches Syndikat in Boston mit engen Verbindungen zur lokalen Politik
- Wichtige Auszeichnungen
- 4 Oscars (u. a. Bester Film, Beste Regie, Bester Schnitt, Bestes adaptiertes Drehbuch)
- Quelle
- Encyclopædia Britannica
Donnie Brasco (1997)
Rang: 8
„Donnie Brasco“ basiert auf den Memoiren des Undercover-Agenten Joseph D. Pistone, der sich in den 1970er-Jahren als Juwelendieb in die New Yorker Mafia einschleuste. Der Film konzentriert sich auf die Beziehung zwischen dem abgehalfterten Killer Lefty Ruggiero und dem als „Donnie“ getarnten FBI-Mann. Statt glamourösem Verbrechen zeigt er den Verschleiß eines Lebens in der Mafia, in dem Loyalität und Verrat untrennbar ineinander greifen.
- Zeigt das Alltagsniveau der Mafia: schlecht bezahlte Aufträge, ständige Gefahr, wenig Glamour.
- Starkes Duo aus Al Pacino (Lefty) und Johnny Depp (Donnie) als tragische, fast väterliche Beziehung.
- Gilt als einer der authentischsten Filme über Undercover-Arbeit innerhalb der Cosa Nostra.
- Originaltitel
- Donnie Brasco
- Erscheinungsjahr
- 1997
- Land
- USA
- Regie
- Mike Newell
- Laufzeit
- ca. 127 Minuten
- Budget
- ca. 35 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 125 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Bonanno-Familie in New York (im Film teilverfremdet)
- Wichtige Auszeichnungen
- Mehrere Kritikerpreise, hohe Wertungen und anhaltender Ruf als moderner Mafia-Klassiker
- Quelle
- RogerEbert.com
The Untouchables – Die Unbestechlichen (1987)
Rang: 9
In „The Untouchables“ stehen sich zwei Legenden gegenüber: Bundesagent Eliot Ness und der Chicagoer Mafiaboss Al Capone zur Zeit der Prohibition. Statt reiner Nüchternheit setzt Brian De Palma auf stilisierte Action, große Musikeinsätze und ein klassisches Gut-gegen-Böse-Schema. Der Film prägte das Bild Capones für ein Massenpublikum und bot Sean Connery eine seiner ikonischsten Rollen.
- Mischung aus Historienfilm und stylisiertem Gangsterthriller mit aufwendig choreografierten Setpieces.
- Berühmte Bahnhofsszene als Hommage an Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“.
- Trug maßgeblich dazu bei, Capone und Ness als popkulturelle Figuren zu verankern.
- Originaltitel
- The Untouchables
- Erscheinungsjahr
- 1987
- Land
- USA
- Regie
- Brian De Palma
- Laufzeit
- ca. 119 Minuten
- Budget
- ca. 25 Mio. US-Dollar
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 106 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Al-Capone-Organisation in Chicago zur Zeit der Alkoholprohibition
- Wichtige Auszeichnungen
- Oscar für Sean Connery (Bester Nebendarsteller), weitere Nominierungen und starke Kritikerresonanz
- Quelle
- American Film Institute (AFI)
Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra (2008)
Rang: 10
„Gomorrha“ verlegt den Fokus von der klassischen Cosa Nostra in New York nach Neapel und in die trostlosen Vorstädte der Camorra. In fünf lose verknüpften Episoden zeigt der Film Müllentsorgung, Drogenhandel, Kinderbanden und korrumpierte Wirtschaft ohne romantische Verklärung. Die nüchterne, fast dokumentarische Inszenierung macht ihn zu einem der kompromisslosesten Beiträge zum Mafia-Genre.
- Basierend auf Roberto Savianos Enthüllungsbuch über die Camorra und reale Clans in Kampanien.
- Verzichtet auf klassische Heldenfiguren und glamouröse Mafia-Ästhetik zugunsten realistischer Milieuschilderung.
- Prägte das Bild der Camorra in Europa und führte zu einer erfolgreichen Serienadaption.
- Originaltitel
- Gomorra
- Deutscher Titel
- Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra
- Erscheinungsjahr
- 2008
- Land
- Italien
- Regie
- Matteo Garrone
- Laufzeit
- ca. 137 Minuten
- Budget
- ca. 5,9 Mio. Euro
- Einspielergebnis weltweit
- ca. 46,7 Mio. US-Dollar
- Zentrale Mafia-Organisation
- Casalesi-Clan innerhalb der Camorra in Neapel und Caserta
- Wichtige Auszeichnungen
- Großer Preis der Jury in Cannes, mehrere Europäische Filmpreise und David-di-Donatello-Auszeichnungen
- Quelle
- Festival de Cannes

