Was macht ein Rennpferd „das beste aller Zeiten“? Diese Liste gewichtet drei Faktoren: sportliche Dominanz (Rekorde, Gewinnabstände, Siegquote), historische Bedeutung (Triple Crown, nationale Ikonen, globale Aufmerksamkeit) und langfristigen Einfluss auf Zucht und Sport. Sortiert wird rennbahnfokussiert, nicht nach späterer Decktaxe. Die Bandbreite reicht von amerikanischen Klassikern über europäische Meiler und Arc-Giganten bis zu einer unbesiegten ungarischen Stute, die 54-mal startete und 54-mal gewann.
Übersicht
Man o’ War
Rang: 1
Man o’ War war der Maßstab der US-Galoppszene nach dem Ersten Weltkrieg. Er verlor nur ein einziges Rennen (unter fragwürdigen Startbedingungen) und gewann 20 seiner 21 Starts. Er stellte Bahn-, US- und sogar Weltrekorde und lief dabei oft mit hoher Gewichtsauflage gegen schwächere Gegner, die er trotzdem deklassierte. In US-Rankings des 20. Jahrhunderts steht er fast immer ganz oben und gilt als der erste echte Rennsport-Superstar der Massenmedien-Ära.
- 20 Siege bei 21 Starts, viele davon in Spaziergang-Manier
- Mehrere Bahn- und Weltrekorde auf Strecken von Meile bis Langdistanz
- Kulturelles Symbol in den USA, noch Jahrzehnte nach Karriereende geehrt
- Geboren
- 1917 (USA) – verstorben 1947
- Bilanz
- 21:20–1–0
- Hauptrennen
- Belmont Stakes Trial-Rennen, Lawrence Realization, Jockey Club Stakes
- Siegabstände
- Teilweise zweistellige Längen Vorsprung
- Besonderheit
- Trug oft Höchstgewicht und war trotzdem überlegen
- Quelle
- americasbestracing.net
Secretariat
Rang: 2
Secretariat sprengte 1973 jede Vorstellung von „schnell“. Er gewann die US-Triple Crown (Kentucky Derby, Preakness Stakes, Belmont Stakes) und brach in allen drei Rennen die damalige Rekordzeit. Sein Belmont-Sieg ist ikonisch: 31 Längen Vorsprung über rund 2400 m in 2:24 Minuten, eine Zeit, die offiziell bis heute nicht unterboten wurde. Secretariat wurde zum Popkultur-Phänomen und bleibt Referenz für pure Speed plus Ausdauer.
- Triple Crown 1973 nach 25-jähriger Durststrecke für den Titel
- Belmont Stakes in 2:24 min, 31 Längen Vorsprung
- Zweimal Horse of the Year (1972, 1973)
- Geboren
- 1970 (USA) – verstorben 1989
- Bilanz
- 21:16–3–1
- Triple Crown
- 1973 (Derby, Preakness, Belmont)
- Berühmtester Lauf
- Belmont Stakes 1973
- Quelle
- triplecrownraces.com
Frankel
Rang: 3
Frankel gilt als die perfekteste Kombination aus Tempo, Kontrolle und Killerinstinkt, die Europa je gesehen hat. Er blieb in 14 Starts ungeschlagen, davon 10 auf Gruppe-1-Level. Sein berühmtester Lauf war womöglich die 2000 Guineas 2011, als er das Feld schon früh sprengte und praktisch ein Solo-Rennen gegen die Uhr lief. Fachmedien bewerteten ihn mit Timeform 147 – eine der höchsten jemals vergebenen Zahlen für ein Flat-Racehorse. Nach seiner Karriere wurde er einer der teuersten Deckhengste der Welt.
- 14 Starts, 14 Siege, inklusive Sussex Stakes, Juddmonte International, Champion Stakes
- Timeform-Rating 147
- European Horse of the Year 2011 und 2012
- Geboren
- 2008 (Großbritannien)
- Bilanz
- 14:14–0–0
- Distanzprofil
- Vor allem Meile bis rund 2000 m
- Trainer
- Sir Henry Cecil
- Quelle
- juddmonte.com
Kincsem
Rang: 4
Kincsem ist ein statistisches Wunder. Die ungarische Stute startete 54-mal und gewann 54-mal – ohne Ausrutscher, ohne Ausgleichslauf. Sie reiste quer durch Europa Ende des 19. Jahrhunderts, gewann in England, Frankreich, Deutschland und Österreich-Ungarn, lief gegen Stuten und Hengste und blieb ungeschlagen. Diese absolute Perfektion über mehrere Länder, Distanzen und Rennbahnen hinweg gilt bis heute als unerreichter Rekord im Turf.
- 54 Siege aus 54 Starts, perfekte Karriere
- Erfolge in mehreren Ländern und über unterschiedliche Distanzen
- Nationalikone in Ungarn, Museen und Denkmäler erinnern bis heute an sie
- Geboren
- 1874 (Österreich-Ungarn) – verstorben 1887
- Bilanz
- 54:54–0–0
- Wichtige Rennen
- Goodwood Cup, Grand Prix de Deauville, Kaiserpreis
- Rennradius
- England, Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn
- Quelle
- kincsempark.hu
Black Caviar
Rang: 5
Black Caviar dominierte den australischen Sprint wie kein anderes Pferd. Sie ging 25-mal an den Start und blieb 25-mal ungeschlagen, davon 15 Gruppe-1-Siege. 2012 flog sie nach Europa, gewann in Royal Ascot die Diamond Jubilee Stakes über 1200 m und blieb trotzdem unbesiegt, obwohl sie laut Jockey nicht einmal voll ausgefahren wurde. Sie war Australiens Stolz und wurde dort wie eine nationale Sportheldin behandelt.
- 25 Starts, 25 Siege
- 15 Gruppe-1-Siege über 1000 m bis 1400 m
- Diamond Jubilee Stakes (Royal Ascot 2012)
- Geboren
- 2006 (Australien)
- Bilanz
- 25:25–0–0
- Distanzschwerpunkt
- 1000 m bis 1400 m (reiner Topspeed)
- Vergleich
- Oft als „Usain Bolt des Turfs“ bezeichnet
- Quelle
- australianturfclub.com.au
Phar Lap
Rang: 6
Phar Lap war mehr als ein Rennpferd, er war Krisenpsychologie für ein Land. In der Weltwirtschaftskrise der 1930er dominierte der in Neuseeland geborene, in Australien trainierte Wallach fast alles, was er lief. Er gewann 37 seiner 51 Rennen, inklusive Melbourne Cup 1930, obwohl er mit enormem Zusatzgewicht antreten musste. Phar Lap starb 1932 unter bis heute diskutierten Umständen in den USA, was seinen Kultstatus weiter verstärkte. Sein präparierter Körper steht im Museum, sein Herz wurde separat ausgestellt, weil es außergewöhnlich groß gewesen sein soll.
- 51 Starts, 37 Siege
- Melbourne Cup 1930 unter Höchstgewicht
- Symbolfigur Australiens in der Depression
- Geboren
- 1926 (Neuseeland) – verstorben 1932 (USA)
- Bilanz
- 51:37–3–2
- Hauptsiege
- Melbourne Cup, Agua Caliente Handicap
- Legende
- Herzmasse deutlich über Durchschnitt eines Vollbluts berichtet
- Quelle
- australian.museum
Zenyatta
Rang: 7
Zenyatta war die Königin des Comeback-Finish. Sie ließ die Konkurrenz oft 10 Längen ziehen und kam dann mit einem langen, kraftvollen Galoppsprung außen herum geflogen. Sie gewann 19 ihrer 20 Rennen und schrieb Geschichte, als sie 2009 als Stute den Breeders’ Cup Classic gegen Hengste gewann. Ihre einzige Niederlage kam 2010 im Breeders’ Cup Classic, wo sie nach schlechtem Rennverlauf nur um Zentimeter geschlagen wurde. In den USA wurde sie zum Publikumsliebling weit außerhalb der Rennszene.
- 19 Siege bei 20 Starts
- Erste Stute, die den Breeders’ Cup Classic gewann (2009)
- Nur eine hauchdünne Niederlage im letzten Karrierestart
- Geboren
- 2004 (USA)
- Bilanz
- 20:19–1–0
- Größter Sieg
- Breeders’ Cup Classic 2009
- Rennstil
- Extreme Hold-Up-Taktik mit spätem Außenspurt
- Quelle
- breederscup.com
American Pharoah
Rang: 8
American Pharoah durchbrach 2015 eine historische Barriere. 37 Jahre lang hatte kein Pferd die US-Triple Crown (Kentucky Derby, Preakness, Belmont) komplett gewonnen. Er holte alle drei Klassiker und legte danach den Breeders’ Cup Classic nach. Dieser Viererpack wird in den USA gern als „Grand Slam“ bezeichnet. American Pharoah war nicht nur sportlich überragend, sondern auch ein Medienphänomen, das den Rennsport wieder in die Primetime brachte.
- Triple Crown 2015 (Derby, Preakness, Belmont)
- Breeders’ Cup Classic 2015 im selben Jahr
- Nationaler Bekanntheitsgrad weit über die Rennbahn hinaus
- Geboren
- 2012 (USA)
- Bilanz
- 11:9–1–0
- Spezial
- Triple Crown + Breeders’ Cup Classic in einer Saison
- Trainer
- Bob Baffert
- Quelle
- breederscup.com
Curlin
Rang: 9
Curlin war der Inbegriff des US-Classic-Pferdes der späten 2000er. Er gewann 11 seiner 16 Starts, darunter den Preakness Stakes, den Breeders’ Cup Classic und den Dubai World Cup. Mit mehr als 10 Millionen US-Dollar Gewinnsumme setzte er neue Maßstäbe für amerikanische Preisgelder auf Dirt. Curlin lief als Dreijähriger stark und steigerte sich als Vierjähriger sogar noch, was im modernen US-Spitzenrennsport selten geworden ist.
- Preakness Stakes Sieger 2007
- Dubai World Cup Sieger 2008 und Breeders’ Cup Classic Sieger 2007
- Preisgeld jenseits von 10 Mio. US-Dollar
- Geboren
- 2004 (USA)
- Bilanz
- 16:11–2–2
- Gewinnsumme
- über 10 Mio. US-Dollar
- Distanzprofil
- Classic-Distanzen auf Dirt (1800 m bis 2000 m)
- Quelle
- ntra.com
Dancing Brave
Rang: 10
Dancing Brave war der europäische Maßstab für Klasse auf 2000 bis 2400 m Mitte der 1980er. Sein Timeform-Rating von 140 machte ihn zu einem der höchstbewerteten europäischen Galopper seiner Zeit. Berühmt wurde vor allem der Prix de l’Arc de Triomphe 1986: Er kam von weit hinten, fand spät freie Bahn außen und flog an einem Weltklassefeld vorbei. Diese Schlussbeschleunigung gilt vielen Beobachtern als eine der besten Arc-Finishes überhaupt.
- Sieg in den 2000 Guineas, Eclipse Stakes und im Prix de l’Arc de Triomphe
- Timeform-Rating 140
- British Horse of the Year 1986
- Geboren
- 1983 (USA) – verstorben 1999
- Bilanz
- 10:8–1–0
- Höhepunkt
- Arc de Triomphe 1986 mit legendärem Schlussspurt
- Trainer
- Guy Harwood
- Quelle
- racingpost.com

