Wer ist der beste Torhüter aller Zeiten? Die Antwort ist mehr als nur „wer hält die meisten unhaltbaren Bälle“. In dieser Liste betrachten wir die 10 besten Torhüter der Fußballgeschichte, sortiert nach Einfluss: Titel auf höchster Ebene (WM, Champions League, Liga), Dauer an der Weltspitze, Spielstil und Symbolkraft für eine Ära. Es geht nicht nur um Statistik, sondern darum, wer die Rolle im Tor neu definiert hat.
Übersicht
1. Lev Yashin
Lev Yashin gilt als der Prototyp des Weltklasse-Keepers. Er war nicht nur ein Schlussmann, sondern Dirigent der gesamten Defensive. Er blieb berühmt für Reflexe, Strafraumpräsenz und seine Bereitschaft, lautstark zu kommandieren. Seine Ausstrahlung machte den Torwart erstmals zu einem Superstar, nicht nur zu einem anonymen letzten Mann.
- Spitzname „Schwarze Spinne“ (oder „Schwarzer Panther“) wegen Ganzschwarz-Outfit und Reichweite, als hätte er acht Arme.
- Ballon d’Or 1963. Bis heute der einzige Torhüter, der diese Auszeichnung gewann.
- Bekannt für aktives Mitspielen: Yashin verließ die Torlinie, fing Flanken, dirigierte die Abwehr. Für die 1950er/60er revolutionär.
Die Sowjetunion gewann mit Yashin unter anderem Olympia-Gold (1956) und die erste Europameisterschaft (1960). Gleichzeitig gilt er als Pionier moderner Torwarttechnik: Fangtechnik statt Wegfausten, taktisches Stellungsspiel, mentale Einschüchterung. Viele heutige Torwartschulen nennen ihn als Ausgangspunkt des „kompletten Torwarts“.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1950–1970
- Verein:
- Dynamo Moskau
- Nationalmannschaft:
- Sowjetunion (über 70 Länderspiele)
- Größte Einzelauszeichnung:
- Ballon d’Or 1963
- Markenzeichen:
- Ganz in Schwarz, laute Kommandos
2. Gianluigi Buffon
Gianluigi Buffon steht für Langlebigkeit auf Weltklasseniveau. Über zwei Jahrzehnte lang galt er als Referenz. Er vereinte Explosivität auf der Linie mit Ruhe, Autorität und Führungsstärke. Seine Karriere umfasst Parma, Juventus, Paris und die italienische Nationalmannschaft – fast immer auf höchstem Niveau.
- Weltmeister 2006 mit Italien. Buffon kassierte im gesamten Turnier nur sehr wenige Gegentore aus dem Spiel heraus.
- Serienmeister und Identifikationsfigur bei Juventus. Mehrfach italienischer Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalist.
- Langjähriger Rekordhalter für Zu-Null-Spiele (Clean Sheets) in der Serie A. Mehr als 500 Pflichtspiele ohne Gegentor auf Klubebene.
Buffon verkörpert Professionalität. Er blieb im Tor der Squadra Azzurra über mehr als 170 Länderspiele und war über viele Jahre Kapitän. Dazu kommt seine Aura: Buffon wirkte auf Mitspieler wie ein Sicherheitsnetz. Das zählt bei einem Torhüter oft mehr als jeder gehaltene Ball.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1995–2023
- Nationalmannschaft:
- Italien (176+ Länderspiele)
- Weltmeister:
- 2006
- Serie A:
- Langjähriger Rekordhalter für Clean Sheets
- Rolle:
- Langzeit-Kapitän, Führungsfigur
3. Manuel Neuer
Manuel Neuer definierte die Rolle des Torwarts neu. „Sweeper-Keeper“ ist sein Markenzeichen: Er agiert wie ein zusätzlicher Verteidiger hinter der Kette, spielt riskante Pässe unter Druck und räumt tiefe Bälle weit vor dem Strafraum ab. Gleichzeitig liefert er klassische Keeper-Qualitäten auf Weltklasseniveau: 1-gegen-1, Reflexe, Präsenz auf der Linie.
- Weltmeister 2014 mit Deutschland. Er erhielt den Goldenen Handschuh als bester Torwart des Turniers.
- Viele nationale Meisterschaften mit Bayern München sowie mehrere Champions-League-Titel. Über Jahre Kapitän auf Klub- und Nationalelf-Niveau.
- Mehrfach als Welttorhüter ausgezeichnet (u. a. IFFHS, FIFA). Häufig in Weltelf des Jahres.
Neuer zwang Gegner taktisch umzudenken. Hohe Abwehrlinien wurden nur möglich, weil hinter ihnen kein passiver Schlussmann stand, sondern ein elfter Feldspieler. Sein Passspiel unter Druck wurde Vorbild für die Ausbildung moderner Torhüter. Dazu kommt die Dauer: Er hielt auch jenseits der 30 Weltklasseniveau und sammelte Bundesliga-Bestmarken bei Siegen, Titeln und Zu-Null-Spielen.
- Aktive Jahre (Profi):
- 2004–heute
- Nationalmannschaft:
- Deutschland (über 120 Länderspiele)
- Top-Vereine:
- Schalke 04, Bayern München
- Kernprofil:
- Sweeper-Keeper, Spielaufbau mit dem Fuß
- Individuelle Awards:
- Mehrfach Welttorhüter
4. Iker Casillas
Iker Casillas war das Gesicht der erfolgreichsten Phase des spanischen Fußballs. Bei Real Madrid wurde er als Teenager ins Tor gestellt und hielt sich dort über ein Jahrzehnt an der absoluten Spitze. In der Nationalmannschaft führte er Spanien als Kapitän zu Titeln, die vorher unerreichbar wirkten.
- Weltmeister 2010 mit Spanien sowie Europameister 2008 und 2012. Damit Teil des einzigartigen „EM–WM–EM“-Zyklus.
- Dreifacher Champions-League-Sieger mit Real Madrid. Debüt auf höchster Bühne bereits als 19-Jähriger.
- Mehrfach von der IFFHS als Welttorhüter ausgezeichnet. Berühmt für extrem schnelle Reaktionen auf der Linie.
Casillas war kein Hünenkeeper, sondern lebte von Antizipation, Explosivität und Entschlossenheit auf der Linie. In Druckmomenten – Nachspielzeit, K.-o.-Spiele, Finals – steigerte er sich oft noch. Auch intern wichtig: Als Kapitän der spanischen Nationalelf vermittelte er zwischen Barça- und Real-Blöcken in einer hochsensiblen Ära.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1998–2020
- Nationalmannschaft:
- Spanien (über 160 Länderspiele)
- Große Titel:
- WM 2010, EM 2008 & 2012
- Champions League:
- 3 Titel mit Real Madrid
- Stil:
- Schnelle Reflexe auf der Linie
5. Oliver Kahn
Oliver Kahn stand für rohe Intensität. Die Kombination aus Härte, Siegermentalität und Reaktionsstärke brachte ihm den Spitznamen „Der Titan“. Er war die laute, dominante Stimme einer Bayern-Generation und prägte auch die deutsche Nationalmannschaft über viele Jahre.
- Mehrfach Welttorhüter laut IFFHS.
- WM-Finalist 2002. Kahn gewann als Torhüter den Goldenen Ball als bester Spieler der WM – eine extreme Ausnahme.
- Champions-League-Sieger mit Bayern München (2001) und mehrfacher Deutscher Meister und Pokalsieger.
Kahn war psychologisches Druckmittel. Stürmer berichteten, dass allein sein Blick einschüchterte. Er lebte von Explosiv-Reflexen auf der Linie und seiner Präsenz bei hohen Bällen. Gleichzeitig galt er als Anführer, der Mitspieler laut und kompromisslos in die Verantwortung nahm. Das Bild des „emotionalen Leaders im Tor“ ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1994–2008
- Top-Verein:
- Bayern München
- WM-Einzelauszeichnung:
- Goldener Ball 2002 (bester Spieler)
- Große Klubtitel:
- UEFA Champions League, mehrere Deutsche Meisterschaften
- Profil:
- Extrovertierter Leader, Mentalität
6. Peter Schmeichel
Peter Schmeichel war die Schlüsselfigur hinter Manchester Uniteds Aufstieg in den 1990ern. Seine Körpersprache dominierte den Strafraum. Flanken wirkten sicher, weil er sie konsequent abfing. Dazu kam seine Fähigkeit, Eins-gegen-Eins-Situationen groß zu machen und Schüsse mit ausladender Stern-Bewegung abzuwehren.
- Führungsfigur beim historischen Triple 1999 (Premier League, FA Cup, Champions League).
- Mehrfacher englischer Meister mit Manchester United und erster Keeper mit über 100 Premier-League-Clean-Sheets.
- Europameister 1992 mit Dänemark. Seine Paraden waren Turnier-prägend.
Schmeichel verkörperte den „Kommandogeber im Strafraum“. Er coachte die Abwehr permanent, schob Mitspieler in Position und galt als lautester Organisator auf dem Platz. Viele Premier-League-Keeper der 2000er nennen ihn als Vorbild für physische Dominanz plus Big-Game-Mentalität.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1989–2003
- Nationalmannschaft:
- Dänemark, Europameister 1992
- Premier League:
- Mehrere Meistertitel mit Manchester United
- Champions League:
- Sieger 1999 (Triple)
- Stil:
- physische Dominanz, lautes Coaching
7. Petr Čech
Petr Čech steht für Effizienz und Konstanz in der Premier League. Bei Chelsea (später Arsenal) setzte er Maßstäbe in Positionsspiel, Blockstellung und Ruhe in Eins-gegen-Eins-Duellen. Nach seinem schweren Schädelbruch 2006 spielte er mit Schutzhaube weiter – und blieb Spitzenkeeper. Dieses Bild wurde ikonisch.
- Rekordhalter für Clean Sheets in der Premier League: 202 Zu-Null-Spiele.
- 24 Clean Sheets in einer einzigen Premier-League-Saison (2004/05) – Rekordniveau.
- Champions-League-Sieger 2012 mit Chelsea. Im Finale in München parierte Čech mehrfach in der Verlängerung und hielt Elfmeter im Shootout.
Čech brachte Stille ins Chaos. Abwehrreihen, die gerade erst neu zusammengestellt waren, wirkten sofort stabiler, sobald er dahinter stand. Trainer beschrieben ihn als „verlängerten Taktgeber“, weil er kontrollierte Spieleröffnung forderte statt den klassischen Befreiungsschlag. Damit passte er die Premier League an das moderne Torhüterbild an.
- Aktive Jahre (Profi):
- 2002–2019
- Premier-League-Clean-Sheets:
- 202 gesamt (Allzeit-Rekord)
- Große Titel:
- UEFA Champions League 2012, mehrere Englische Meisterschaften
- Nationalmannschaft:
- Tschechien (über 120 Länderspiele)
- Markenzeichen:
- Schutzhelm nach Schädelbruch
8. Dino Zoff
Dino Zoff ist der Beweis, dass Torhüter altern dürfen – wenn sie technisch makellos sind. Kein Spektakel, kein Showkeeper. Stattdessen Positionstreue, Fang-Sicherheit, nahezu fehlerfreie Entscheidungsfindung. Mit 40 wurde er Weltmeisterkapitän. Das ist auf diesem Niveau einzigartig.
- Weltmeister 1982 als Kapitän Italiens – mit 40 Jahren.
- Legendäre Serie von 1 144 Minuten ohne Gegentor in Länderspielen für Italien.
- Europameister 1968 und jahrelang Nummer eins bei Juventus, mit nationalen und internationalen Titeln.
Zoff stand für „absolute Ruhe“. Italiens Abwehrschulen der 1970er und frühen 1980er – später als taktische Perfektion gefeiert – funktionierten nur mit einem Keeper, der keinerlei Panik ausstrahlt. Diese Ruhe machte ihn für spätere Generationen, inklusive Buffon, zum Maßstab.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1961–1983
- Nationalmannschaft:
- Italien (über 110 Länderspiele)
- Weltmeister:
- 1982 (Kapitän)
- Rekordserie:
- 1 144 Min. ohne Gegentor (Nationalelf)
- Stil:
- Ruhe, Positionsspiel, Fangtechnik
9. Gordon Banks
Gordon Banks war der englische Weltmeister-Keeper von 1966. Internationaler Mythos wurde er endgültig bei der WM 1970. Dort fischte er einen Kopfball von Pelé aus der Ecke, den alle – inklusive Pelé selbst – schon im Netz gesehen hatten. Diese Parade gilt oft als „Save des Jahrhunderts“.
- Weltmeister 1966 mit England.
- Legendäre Pelé-Parade 1970. Diese Szene läuft bis heute in jedem Torwart-Highlight-Clip.
- Mehrfach zum Fußballer des Jahres in England gewählt. Für einen Torwart damals eine Seltenheit.
Banks verband klassisches Torwart-Handwerk (Bälle festhalten statt abklatschen) mit exzellentem Stellungsspiel. Seine Karriere wurde durch einen Autounfall 1972 beeinträchtigt, bei dem er auf einem Auge fast vollständig die Sehkraft verlor. Trotzdem bleibt er für viele der größte englische Keeper aller Zeiten.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1958–1972
- Nationalmannschaft:
- England (Weltmeister 1966)
- Ikonischer Moment:
- „Save des Jahrhunderts“ gegen Pelé (WM 1970)
- Kernstärke:
- Positionsspiel, sichere Hände
- Status in England:
- Nationalheld
10. Edwin van der Sar
Edwin van der Sar brachte „Torwart als Passspieler“ schon in den 1990ern auf Elite-Niveau. Bei Ajax war er Teil einer Schule, die vom Keeper technisch saubere Eröffnung verlangte. Später bei Manchester United verband er Ruhe am Ball mit Erfahrung, Strafraumkontrolle und extrem langen Phasen ohne Gegentor.
- Champions-League-Sieger mit zwei verschiedenen Klubs: Ajax (1995) und Manchester United (2008).
- Historische Serie in England: mehr als 1.300 Premier-League-Minuten am Stück ohne Gegentor und 14 Liga-Spiele nacheinander ohne Gegentor in einer Saison.
- Langjähriger Nationaltorhüter der Niederlande bei mehreren EM- und WM-Endrunden.
Van der Sar zeigte, wie wertvoll ein Keeper ist, der am Ball nicht nervös wird. Er machte den flachen, kontrollierten Spielaufbau von hinten massentauglich. Das bereitete den Boden für den modernen Anspruch an Torhüter in Top-Teams: Ballannahme unter Druck, Pass in den Fuß statt Befreiungsschlag.
- Aktive Jahre (Profi):
- 1990–2011
- Top-Klubs:
- Ajax, Juventus, Manchester United
- Champions League:
- Sieger 1995 & 2008
- Rekordserie (Premier League):
- 14 Spiele ohne Gegentor am Stück
- Profil:
- Ruhiger Aufbauspieler, Strafraumkontrolle

