Welche Lernmethoden sind empirisch am wirksamsten? Diese Liste basiert auf Reviews, Meta-Analysen und Primärstudien und sortiert nach nachgewiesener Effektivität für dauerhaftes Behalten und Transfer.
Übersicht
- Retrieval Practice (Aktives Erinnern)
- Spaced Repetition (Verteiltes Üben)
- Interleaving (Vermischtes Üben)
- Spaced Retrieval / Successive Relearning
- Selbsterklärungen & Elaboratives Fragen
- Dual Coding (Wort + Bild)
- Worked Examples (Beispielaufgaben)
- Konkrete Beispiele & Wissensaufbau
- Pretesting & Generatives Lernen
- Schlaf & Konsolidation
Retrieval Practice (Aktives Erinnern)
Rang: 1
Wissen abrufen statt nur erneut lesen. Testen stärkt Gedächtnisspuren, fördert Transfer und ist in vielen Domänen repliziert.
- Effekt: Höhere Langzeitbehalte als Wiederlesen
- Formen: Übungsfragen, freie Abfrage, Übungstests
- Praxis: Kurz testen, Feedback, wiederholen
- Kernergebnis
- Retrieval ist treibender Mechanismus des Lernens
- Evidenztyp
- Review mit Vergleich 10 Techniken
- Quelle
- PubMed (Dunlosky 2013)
Spaced Repetition (Verteiltes Üben)
Rang: 2
Lernintervalle zeitlich verteilen. Der Spacing-Effekt steigert Behalten über Tage bis Monate und ist robust belegt.
- Prinzip: Mehrere kürzere Sitzungen statt Block
- Optimierung: Intervall an Zielzeitpunkt anpassen
- Kombination: Ideal mit Retrieval Practice
- Kernergebnis
- Verteiltes Üben > massiertes Üben
- Evidenztyp
- Meta-Analyse
- Quelle
- PubMed (Cepeda 2006)
Interleaving (Vermischtes Üben)
Rang: 3
Aufgabentypen abwechseln statt blocken. Fördert Diskrimination und Strategiewahl, besonders in Mathematik und Kategorienlernen.
- Nutzen: Besserer Transfer als Blocküben
- Design: Ähnliche, aber unterscheidbare Aufgaben mischen
- Hinweis: Anfangsleistung kann niedriger wirken
- Kernergebnis
- Interleaving verbessert Langzeitleistung
- Domänen
- Mathematik, Konzepte, Kategorien
- Quelle
- PMC (Samani 2021)
Spaced Retrieval / Successive Relearning
Rang: 4
Wiederholtes Abrufen über verteilte Sitzungen, bis korrekte Antworten stabil sind. Sehr effizient für langfristiges Behalten.
- Kombiniert Spacing + Retrieval
- Stop-Regel: Bis Kriterium mehrmals erreicht
- Wirksam in Kurs- und Feldstudien
- Kernergebnis
- Retrieval über Sitzungen treibt Langzeitlernen
- Evidenz
- Labor- und Kursstudien
- Quelle
- PubMed (Karpicke & Roediger 2008)
Selbsterklärungen & Elaboratives Fragen
Rang: 5
Beim Lernen erklären, warum Schritte oder Fakten gelten. Baut Verknüpfungen und tiefes Verständnis auf.
- Technik: „Warum?“-Fragen, Lücken füllen
- Nutzen: Transfer, Problemlösen
- Kombination: Mit Beispielen und Retrieval koppeln
- Kernergebnis
- Generatives Erklären steigert Verständnis
- Review
- Überblick zu generativem Lernen
- Quelle
- Educational Psychology Review (2015)
Dual Coding (Wort + Bild)
Rang: 6
Informationen verbal und visuell kodieren. Zwei Kanäle erhöhen Abrufwege und Verständnis, wenn sie kohärent sind.
- Praxis: Skizzen, Diagramme, Graphen zu Text
- Hinweis: Keine Deko-Bilder, nur inhaltliche Visuals
- Kombination: Mit Erklärungen und Tests
- Kernergebnis
- Parallele Kodierung unterstützt Behalten
- Begriff
- Dual-Coding-Theory nach Paivio
- Quelle
- APA Dictionary of Psychology
Worked Examples (Beispielaufgaben)
Rang: 7
Geklärte Musterlösungen reduzieren kognitive Last in frühen Phasen und beschleunigen Schemaaufbau.
- Einsatz: Vor freiem Üben, dann schrittweise Ausblendung
- Besonders: Mathe, Physik, Programmierung
- Risiko: Copying vermeiden, Verständnis prüfen
- Kernergebnis
- Worked-Example-Effekt robust gezeigt
- Mechanismus
- Weniger Extraneous Load, besseres Lernen
- Quelle
- ERIC (Meta-Analyse 2023)
Konkrete Beispiele & Wissensaufbau
Rang: 8
Abstrakte Ideen über vielfältige, gut gewählte Beispiele aufbauen. Unterstützt Begriffslernen und Transfer.
- Design: Mehrere, kontrastierende Beispiele
- Erweiterung: Concreteness Fading zu abstrakten Schemata
- Kombination: Mit Erklärungen und Tests
- Kernergebnis
- Beispiele leiten Schema- und Transferlernen
- Referenzwerk
- How People Learn II
- Quelle
- National Academies Press
Pretesting & Generatives Lernen
Rang: 9
Vor der Instruktion raten oder Aufgaben lösen. Fehlerhaftes Vorwissen aktiviert Schemata und verbessert nachfolgendes Lernen.
- Mechanismus: Generation- und Fehlernutzung
- Nutzen: Höheres Behalten trotz anfänglicher Fehler
- Praxis: Kurze Vorabfragen, dann Erklärung
- Kernergebnis
- Pretesting steigert spätere Leistung
- Format
- Kurztests, Concept Questions
- Quelle
- PubMed (Richland et al. 2009)
Schlaf & Konsolidation
Rang: 10
Schlaf stabilisiert und reorganisiert Gedächtnisinhalte. Unterstützt Integration, Abstraktion und langfristiges Behalten.
- Prozesse: Replay, synaptische Konsolidation
- Praxis: Lernen vor dem Schlafen, regelmäßige Zeiten
- Kombination: Spacing so planen, dass Schlafzyklen folgen
- Kernergebnis
- Schlaf fördert deklaratives und prozedurales Lernen
- Hinweis
- Schlafmangel reduziert Lerneffekte deutlich
- Quelle
- NIH PMC (Rasch & Born 2013)

