Diese Pflanzen sind schön und tödlich zugleich. Wir ordnen die 10 giftigsten Pflanzen der Welt nach Gefährlichkeit für den Menschen, Toxizität der Inhaltsstoffe und globaler Verbreitung. Stand: Oktober 2025.
Übersicht
- Rizinus (Ricinus communis)
- Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
- Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
- Manchinelbaum (Hippomane mancinella)
- Segenbaum (Cerbera odollam)
- Oleander (Nerium oleander)
- Giftlattich (Lactuca virosa)
- Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)
- Jequiritybohne (Abrus precatorius)
- Tollkirsche (Atropa belladonna)
1. Rizinus (Ricinus communis)
Rang: 1
Aus harmlos wirkenden Bohnen wird ein hocheffizientes Zellgift: Ricin blockiert die Proteinsynthese und führt unbehandelt zum Multiorganversagen. Schon wenige gekaute Samen genügen.
- Giftstoffklasse: Ribosomen-inaktivierendes Protein (RIP)
- Gefahr: oral, inhalativ, parenteral
- Hinweis: Rizinusöl ist nicht giftig, Ricin bleibt im Presskuchen
- Verbreitung
- Tropen und Subtropen, Zier- und Ölpflanze
- Symptome
- Übelkeit, blutige Diarrhö, Hypotonie, Organversagen
- Quelle
- CDC – Ricin Fact Sheet
2. Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
Rang: 2
Heil- und Giftpflanze zugleich: Seine Herzglykoside wirken in Mikrodosen therapeutisch, in höheren Dosen arrhythmogen bis letal. Jede Pflanzenteilaufnahme ist riskant.
- Giftstoffklasse: Digitalis-Glykoside
- Leitsymptome: Übelkeit, Sehstörungen, Brady-/Tachyarrhythmien
- Besonderheit: Toxisch auch in Trockengestecken
- Kontakt-Risiko
- TOXISCH bei Verzehr, Handschutz empfohlen
- Haustiere
- gefährlich für Hund und Katze
- Quelle
- RHS – Digitalis purpurea
3. Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
Rang: 3
Alpen-Schönheit mit Todespotenzial. Aconitin öffnet Natriumkanäle dauerhaft, führt zu Kribbeln, Erbrechen, Kammerarrhythmien und Atemstillstand. Schon Hautkontakt kann Symptome auslösen.
- Giftstoffklasse: Diterpen-Alkaloide
- Onset: oft binnen 15–30 Minuten nach Aufnahme
- Therapie: supportiv, Antiarrhythmika, keine spezifische Antidottherapie
- Gefahr
- hoch bei Wurzel- und Tinktur-Aufnahme
- Fallbelege
- mehrfach tödliche Intoxikationen dokumentiert
- Quelle
- PubMed – Fatal Aconite Poisoning
4. Manchinelbaum (Hippomane mancinella)
Rang: 4
„Baum des Todes“ an Karibikstränden. Der Milchsaft enthält stark reizende Diterpene. Schon Regen, der über Blätter abläuft, kann Haut und Augen verätzen.
- Giftstoffklasse: Phorbolester u. a.
- Kontakt: Dermatitis, Blasenbildung, Keratokonjunktivitis
- Inhalation: Rauch des Holzes reizt stark
- Standorte
- Küsten, Brackwasser, mangrovennahe Bereiche
- Warnhinweis
- rote Markierung oder Schilder an Naturstandorten
- Quelle
- UF/IFAS – Manchineel
5. Segenbaum (Cerbera odollam)
Rang: 5
„Suicide tree“ Südasiens. Samen enthalten Cerberin, ein kardenolides Herzglykosid. Rasch toxische Bradykardien bis Asystolie möglich.
- Giftstoffklasse: Herzglykoside
- Exposition: v. a. Samen, Öl, Latex
- Therapie: Antiarrhythmika, ggf. Digoxin-Antikörper
- Habitat
- Küsten- und Brackwasser-Zonen Süd- und Südostasiens
- Verwechslung
- mit essbaren Samen möglich – hohe Gefahr
- Quelle
- Kew Science – POWO Cerbera odollam
6. Oleander (Nerium oleander)
Rang: 6
Beliebte Zierpflanze, gefährlich bei Verzehr. Cardenolide führen zu Übelkeit, Hyperkaliämie und lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen. Auch Schnittwasser und Rauch sind problematisch.
- Giftstoffklasse: Cardenolide (u. a. Oleandrin)
- Exposition: Blätter, Blüten, Holz, Rauch
- Besonders gefährdet: Kinder, Haustiere, Weidetiere
- Klinik
- Brady-/AV-Block, Erbrechen, Sehstörungen
- Fallberichte
- menschliche und tierische Letalität dokumentiert
- Quelle
- NIH/PMC – Oleander Poisoning Review
7. Giftlattich (Lactuca virosa)
Rang: 7
„Wilder Lattich“ mit milchigem Latex. In Selbstmedikation wegen sedierender Effekte missbraucht. Überdosierung führt zu Schwindel, Halluzination, Atemproblemen.
- Giftstoffklasse: Sesquiterpenlactone (u. a. Lactucin)
- Symptome: Benommenheit, Krämpfe, Atemdepression
- Risiko: besonders bei Rohpräparaten und Tees
- Verbreitung
- Europa, Westasien; verwildert auch anderswo
- Hinweis
- keine anerkannte sichere Selbsttherapie
- Quelle
- NIH/PMC – Wild lettuce toxicity
8. Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)
Rang: 8
Fototoxischer Riesen-Doldenblütler. Pflanzensaft plus UV-Licht verursacht tiefe Verbrennungen und langanhaltende Hyperpigmentierungen. Zudem invasive Art.
- Giftstoffklasse: Furanocumarine
- Exposition: Hautkontakt, anschließend Sonne
- Rechtliches (UK): Förderung/Verbreitung verboten
- Schutz
- lange Kleidung, Handschuhe, Waschen binnen 10 Min
- Standorte
- Flussufer, Wegränder, Brachflächen
- Quelle
- RHS – Giant hogweed
9. Jequiritybohne (Abrus precatorius)
Rang: 9
Schwarz-rote Schmuckbohne mit extrem toxischem Protein. Abrin wirkt wie Ricin, nur stärker. Unzerkaut oft harmlos, gekaut lebensgefährlich.
- Giftstoffklasse: RIP (Abrin)
- Gefahr: Schmuckketten, Spielzeug, Samen
- Symptome: Gastroenteritis, Organversagen
- Verbreitung
- Tropen Alte Welt bis N. Australien, vielfach verwildert
- Sicherheit
- kein Hausmittel, sofort medizinische Hilfe
- Quelle
- CDC – Abrin Fact Sheet
10. Tollkirsche (Atropa belladonna)
Rang: 10
Klassiker der Giftgeschichte. Tropanalkaloide verursachen anticholinerge Symptomatik: trockene Haut, Mydriasis, Delir bis Atemlähmung. Beeren locken Kinder.
- Giftstoffklasse: Atropin, Scopolamin, Hyoscyamin
- Gefährdet: Kinder, Haustiere
- Therapie-Hinweis: Antidot-Optionen nur ärztlich
- Vorkommen
- Europa, Westasien; stellenweise verwildert
- Erkennung
- schwarze Einzelbeeren, große Kelchzipfel
- Quelle
- National Capital Poison Center – Poisonous Plants

