Wie groß können Schutzgebiete auf der Erde eigentlich werden? Diese Top-10-Liste zeigt die flächenmäßig größten Naturschutzgebiete der Welt, sortiert nach gerundeter Gesamtfläche in Quadratkilometern. Berücksichtigt sind sowohl Meeresschutzgebiete als auch Land-Nationalparks und hybride Großschutzgebiete.
Übersicht
- Marae Moana (Cook Islands)
- French Southern Territories Reserve
- Ross Sea Region MPA
- Papahānaumokuākea (Hawaii, USA)
- Natural Park of the Coral Sea (Neukaledonien)
- Pacific Remote Islands MPA (USA)
- South Georgia MPA (UK)
- Coral Sea Marine Park (Australien)
- Northeast Greenland National Park (Grönland)
- Chang Tang Nature Reserve (China)
Marae Moana (Cook Islands)
Rang: 1
Marae Moana ist ein „Whole-of-Ocean“-Schutzgebiet, das die gesamte ausschließliche Wirtschaftszone der Cookinseln abdeckt. Damit wird nicht nur eine riesige Wasserfläche formal geschützt, sondern auch ein Rahmen geschaffen, in dem traditionelle Nutzungen, moderne Fischerei und strenger Meeresschutz in einem integrierten Ozean-Management zusammengeführt werden.
Das Gebiet vereint Tiefseeebenen, Seeberge, Atolle und Wanderwege von Walen, Haien und Meeresschildkröten. Streng geschützte Kernzonen dienen als Rückzugsräume für empfindliche Ökosysteme, während umliegende Zonen nachhaltige Nutzung erlauben. Für einen kleinen Inselstaat ist Marae Moana auch politisch ein starkes Signal: Die Cookinseln positionieren sich als Vorreiter für großräumigen Meeresschutz im Pazifik.
- Schwerpunkte: Hochsee-Ökosysteme, Riffe, Seeberge, Wanderkorridore von Großtieren
- Management: integrierte Ozeanplanung mit zoniertem Schutz und Nutzungsregeln
- Bedrohungen adressiert: illegale Fischerei, Beifang, Meeresmüll und Plastikverschmutzung
- Fläche
- ca. 1 976 000 km²
- Einrichtung
- 2017 (Marae Moana Act)
- Schutztyp
- mehrfach genutztes Meeresschutzgebiet mit Kern-No-Take-Zonen
- Region
- Südpazifik (Cookinseln)
- Quelle
- Marae Moana – Offizielle Seite
French Southern Territories Reserve
Rang: 2
Das National Nature Reserve der Französischen Südgebiete umfasst gewaltige subantarktische Meeresflächen rund um Inseln wie Kerguelen, Crozet oder Amsterdam und Saint-Paul. Das Gebiet schützt Nahrungsnetze, in denen Krill, Fische und Tintenfische die Basis für riesige Kolonien von Albatrossen, Pinguinen und Robben bilden.
Die Reserve ist in streng geschützte Kernbereiche, Pufferzonen und nachhaltig bewirtschaftete Zonen gegliedert. Damit verbindet Frankreich den Schutz hochsensibler Brutplätze mit regulierter Fischerei im weiteren Umfeld. Die Ausweisung trug maßgeblich dazu bei, Frankreichs Meeresschutzziele zu erfüllen und großflächige IUU-Fischerei (illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei) in dieser entlegenen Region zu begrenzen.
- Schwerpunkte: Seevogel-Brutkolonien, Robben, subantarktische Nahrungsketten
- Management: Großschutzgebiet mit No-Take-Kernen und abgestuften Schutzzonen
- Bedrohungen adressiert: IUU-Fischerei, invasive Arten, Schiffsverkehr
- Fläche
- über 1 600 000 km²
- Einrichtung
- 2016 (später erweitert)
- Schutztyp
- Nationales Naturreservat mit marinen und terrestrischen Komponenten
- Region
- Südlicher Indischer Ozean (Französische Süd- und Antarktisgebiete)
- Quelle
- Overseas Countries & Territories – Reserve-Profil
Ross Sea Region MPA
Rang: 3
Die Ross Sea Region Marine Protected Area ist das Ergebnis jahrelanger Verhandlungen im Rahmen der CCAMLR, dem antarktischen Fischereiabkommen. Das Gebiet schützt eines der produktivsten Polarmeere der Erde, in dem Krill, Eisfische, Pinguine, Wale und Robben komplexe Nahrungsnetze bilden.
Die MPA ist in Zonen für allgemeinen Schutz, besondere Forschungszwecke und gezielte Krillforschung unterteilt. Sie dient als riesiges Freilandlabor, um zu verstehen, wie Klimawandel und Fischerei polare Systeme verändern. Zugleich begrenzt sie gezielt Fischereiaktivitäten, um Brut- und Nahrungsgebiete von Schlüsselarten zu sichern.
- Schwerpunkte: Polarmeer-Nahrungsketten, Kaiserpinguin- und Adeliepinguin-Kolonien, Wale
- Management: internationale Governance unter CCAMLR mit langfristigem Monitoring
- Bedrohungen adressiert: Überfischung, Klimawandel, Störungen durch Forschung und Schifffahrt
- Fläche
- ca. 1 550 000–2 060 000 km² (je nach Einbezug der Schelfeiszonen)
- Einrichtung
- 2016 beschlossen, 2017 in Kraft getreten
- Schutztyp
- meeresschutzgebiet mit Forschungs- und Referenzzonen
- Region
- Antarktis, Rossmeer
- Quelle
- CCAMLR – Ross Sea Region MPA
Papahānaumokuākea Marine National Monument
Rang: 4
Papahānaumokuākea erstreckt sich über den Nordwest-Hawaii-Archipel und vereint Korallenriffe, abgelegene Atolle und Tiefseehabitate mit heiligen Stätten der Native Hawaiians. Das Gebiet ist UNESCO-Welterbe und gilt als eine der artenreichsten Meeresregionen der USA, mit einzigartigen Beständen an Mönchsrobben, Meeresschildkröten und Seevögeln.
Seit der massiven Erweiterung 2016 ist der Großteil des Monuments als No-Take-Zone ausgewiesen. Forschung und traditionelle kulturelle Nutzungen haben Vorrang, kommerzielle Fischerei ist stark eingeschränkt oder verboten. Papahānaumokuākea zeigt, wie Naturschutz, indigene Rechte und historische Erinnerungsorte (z. B. Schlacht um Midway) in einem Großschutzgebiet zusammen gedacht werden können.
- Schwerpunkte: Korallenriffe, offene Ozeanräume, Brutinseln, kulturelle Stätten
- Management: gemeinsame Verwaltung durch NOAA, U.S. Fish & Wildlife Service und Hawaii-Behörden
- Bedrohungen adressiert: Meeresmüll, Korallenbleiche, Schiffsverkehr und potenzielle Ressourcenerschließung
- Fläche
- rund 1 508 000 km²
- Einrichtung
- 2006, Erweiterung 2016
- Schutztyp
- Marine National Monument, größtenteils No-Take
- Region
- Nordpazifik, nordwestliche Hawaii-Inseln
- Quelle
- Hawaii DLNR – Papahānaumokuākea
Natural Park of the Coral Sea
Rang: 5
Der „Parc naturel de la mer de Corail“ umfasst die gesamte ausschließliche Wirtschaftszone Neukaledoniens. In diesem großräumigen Mosaik aus Riffen, Lagunen, Seebergen und offenen Ozeanflächen leben Dugongs, Haie, Meeresschildkröten und große Fischschwärme – viele von ihnen in einem noch relativ intakten Zustand.
Das Gebiet verbindet hochgeschützte Zonen mit Bereichen, in denen traditionelle Fischerei und andere Nutzungen möglich sind. Damit soll der Schutz der Biodiversität mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Meeres für die Inselbevölkerung in Einklang gebracht werden. Die Ausweisung trägt zudem zu französischen und globalen Meeresschutzzielen bei.
- Schwerpunkte: Barrierriffe, Seegraswiesen, Seeberge, bedrohte Großtiere
- Management: großräumige Zonenplanung mit künftig weiter auszubauenden No-Take-Bereichen
- Bedrohungen adressiert: Überfischung, Rohstoffinteressen, Schifffahrt und Klimastress
- Fläche
- ca. 1 293 000 km²
- Einrichtung
- 2014
- Schutztyp
- mehrfach genutztes Marine-Großschutzgebiet
- Region
- Südpazifik (Neukaledonien)
- Quelle
- UN SDG Partnerships – Coral Sea Natural Park
Pacific Remote Islands MPA (USA)
Rang: 6
Die Pacific Remote Islands Marine National Monument (heute Pacific Islands Heritage Marine National Monument) schützt extrem abgelegene Atolle und Inseln wie Palmyra, Jarvis oder Wake. Die Riffe gelten als Referenz für weitgehend ungestörte tropische Ökosysteme mit großen Raubfischbeständen und wichtigen Nistplätzen für Seevögel.
Die Erweiterung 2014 vergrößerte das Schutzgebiet auf eine Fläche, die fast doppelt so groß ist wie Texas. Der Schwerpunkt liegt auf streng geschützten Zonen, in denen kommerzielle Fischerei ausgeschlossen ist. Gleichzeitig dient das Gebiet Wissenschaftler:innen als Labor, um zu untersuchen, wie sich Klimawandel und Fernverschmutzung auf nahezu unbewohnte Inselökosysteme auswirken.
- Schwerpunkte: Riffe, Seeberge, pelagische Habitate, Brutinseln seltener Seevögel
- Management: strenges Schutzregime mit Schwerpunkt auf Forschung und Monitoring
- Bedrohungen adressiert: Fern-Einflüsse durch Fischerei, Verschmutzung und Klimawandel
- Fläche
- rund 1 270 000–1 280 000 km²
- Einrichtung
- 2009, Erweiterung 2014
- Schutztyp
- Marine National Monument mit großem No-Take-Anteil
- Region
- Zentralpazifik (entlegene US-Territorien)
- Quelle
- NOAA Fisheries – Pacific Islands Heritage Monument
South Georgia MPA
Rang: 7
Die Marine Protected Area um South Georgia und die South Sandwich Islands umfasst die gesamte maritime Zone des britischen Überseegebiets. Hier treffen produktive subantarktische Gewässer auf steil aufragende Inseln mit riesigen Pinguin-, Albatross- und Robbenkolonien. Die Region gilt als Hotspot mariner Biodiversität.
Das MPA ist als „sustainable use“-Gebiet konzipiert: Große No-Take-Zonen schützen die empfindlichsten Habitate, während streng regulierte Fischereien für Krill und Antarktisdorsch in begrenzten Bereichen und Zeitfenstern zugelassen sind. In den letzten Jahren wurden No-Take-Flächen deutlich ausgebaut, um den Druck auf Nahrungsnetze und Pinguinkolonien weiter zu verringern.
- Schwerpunkte: Krill-basierte Nahrungsketten, Brutgebiete von Seevögeln und Meeressäugern
- Management: adaptive, wissenschaftsbasierte Regelungen mit regelmäßigen Überprüfungen
- Bedrohungen adressiert: Beifang, Klimarisiken, Übernutzung von Krill
- Fläche
- ca. 1 240 000 km²
- Einrichtung
- 2012, seither mehrfach gestärkt
- Schutztyp
- Großes, nachhaltig genutztes Meeresschutzgebiet mit ausgedehnten No-Take-Zonen
- Region
- Südlicher Atlantik (South Georgia & South Sandwich Islands)
- Quelle
- Government of South Georgia – MPA
Coral Sea Marine Park (Australien)
Rang: 8
Der Coral Sea Marine Park ist Australiens größter Meerespark und schließt direkt an das Great Barrier Reef an. Er schützt abgelegene Riffe, Seeberge, tiefe Becken und Wanderkorridore für Haie, Thunfische und Wale. Viele Bereiche sind nur per Forschungsschiff erreichbar und daher bislang wenig beeinträchtigt.
Das Zonierungssystem vereint große Sanctuary- und National-Park-Zonen (No-Take) mit Bereichen, in denen bestimmte Fischereiformen weiterhin erlaubt sind. Damit ergänzt der Park den Schutz des Great Barrier Reef und stellt sicher, dass auch weit entfernte Offshore-Habitate Teil eines größeren Netzwerks von Schutzgebieten sind.
- Schwerpunkte: Offshore-Riffe, Seeberge, Wanderwege von Großfischen und Meeressäugern
- Management: australisches Marine-Parks-System mit eigenem Managementplan
- Bedrohungen adressiert: industrielle Fischerei, Klimawandel, Schifffahrt
- Fläche
- 989 836 km²
- Einrichtung
- 2018 (als Marine Park in aktueller Form)
- Schutztyp
- Marinepark mit großen No-Take-Zonen
- Region
- Korallensee, vor der Küste Queenslands
- Quelle
- Parks Australia – Coral Sea Marine Park
Northeast Greenland National Park
Rang: 9
Der Northeast Greenland National Park ist der größte Nationalpark der Erde und zugleich das größte Land-Schutzgebiet weltweit. Rund 80 % seiner Fläche sind von der grönländischen Inlandeiskappe bedeckt, der Rest besteht aus Fjorden, Gletschern, Tundralandschaften und Meereis.
Die Region ist extrem dünn besiedelt und schwer zugänglich, spielt aber eine zentrale Rolle für Klimaforschung und den Schutz arktischer Großtiere wie Eisbären, Moschusochsen, Polarfüchse und Walrosse. Der Park begrenzt Infrastruktur- und Rohstoffprojekte und sichert großräumige, weitgehend ungestörte Wildnis – ein rares Gut im 21. Jahrhundert.
- Schwerpunkte: arktische Wildnis, Eiskappen, Fjorde und Tundraökosysteme
- Management: strenges Schutzregime, nur wenige Forschungs- und Tourismusaktivitäten
- Bedrohungen adressiert: Klimaerwärmung, potenzielle Rohstofferschließung, zunehmende Schifffahrt
- Fläche
- 972 000 km²
- Einrichtung
- 1974, Erweiterung 1988
- Schutztyp
- Nationalpark (IUCN-Kategorie II)
- Region
- Nordostgrönland (Arktis)
- Quelle
- Visit Greenland – The National Park
Chang Tang Nature Reserve (China)
Rang: 10
Das Chang Tang Nature Reserve liegt auf dem Nordteil des tibetischen Hochplateaus und schützt riesige Steppen- und Hochlandwüsten. Die Region ist Lebensraum der Tibetantilope (Chiru), des Kiangs, von Wildyak und Schneeleopard. Die extremen Bedingungen mit Höhenlagen weit über 4 000 m lassen nur eine an das Hochplateau angepasste Spezialfauna und -flora zu.
Mit seinen Erweiterungen und angrenzenden Reservaten bildet Chang Tang einen Verbund von Schutzgebieten, der fast 500 000 km² umfasst. Diese Großlandschaft ist essenziell, um Wanderbewegungen der Chiru und anderer Wildtiere zu ermöglichen und traditionelle, meist nomadische Nutzungen mit Naturschutz zu kombinieren.
- Schwerpunkte: Hochlandsteppe, Zugrouten der Tibetantilope, Rückzugsräume für Großraubtiere
- Management: Nationales Naturreservat mit Kern-, Puffer- und traditionellen Nutzungszonen
- Bedrohungen adressiert: Wilderei (insbesondere auf Chiru-Fell), Infrastrukturprojekte, Fragmentierung von Wanderkorridoren
- Fläche
- ca. 334 000 km² (über 490 000 km² im Verbund mit angrenzenden Reservaten)
- Einrichtung
- 1993, später erweitert
- Schutztyp
- Nationales Naturreservat (Großschutzgebiet des Hochlands)
- Region
- Tibetisches Plateau (China)
- Quelle
- Wildlife Conservation Society – Chang Tang

