
Fehler im Denken sind allgegenwärtig. In diesem Beitrag zeigen wir die 10 häufigsten Denkfehler – nach Häufigkeit sortiert – und erklären, worauf Sie achten sollten.
Übersicht
- Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)
- Planungsfehlschluss (Planning Fallacy)
- Verfügbarkeitsheuristik (Availability Heuristic)
- Verankerungseffekt (Anchoring Bias)
- Übervertrauen (Overconfidence Bias)
- Rückschaufehler (Hindsight Bias)
- Basisratenvernachlässigung (Base-rate Fallacy)
- Sunk-Cost-Fehlschluss (Sunk Cost Fallacy)
- Status-Quo-Bias (Status Quo Bias)
- Gruppen-Denkfehler / False Consensus (False Consensus Effect)
Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)
Rang: 1
Der wohl bekannteste Denkfehler: Wir neigen dazu, Informationen zu bevorzugen, die unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen, und widersprechende zu ignorieren. Dieser „Filter“ verzerrt unser Urteil schleichend.
- Studien zeigen, dass Menschen >80 % der Zeit auf bestätigende statt auf widersprechende Informationen schauen.
- Selbst Fachleute sind nicht immun: Ärzte ignorieren oft Daten, die gegen die eigene Diagnose sprechen.
- Der Bestätigungsfehler gilt als Hauptursache vieler Fehlurteile in Politik und Wirtschaft.
- Kernmechanismus
- Bevorzugung bestätigender Informationen
- Typische Auswirkung
- Fehlurteile, Risikounterschätzung
- Quelle
- Verywell Mind
Planungsfehlschluss (Planning Fallacy)
Rang: 2
Wir unterschätzen systematisch, wie lange Aufgaben dauern oder wie viel Aufwand nötig ist – sowohl im Alltag als auch im Projektmanagement.
- Menschen schätzen Zeitbedarf um durchschnittlich 40 % zu optimistisch ein.
- Großprojekte überschreiten Budgets im Mittel um 30 %.
- Ursache: Überoptimismus und Vernachlässigung früherer Erfahrungswerte.
- Kernmechanismus
- Unterschätzung von Zeit/Kosten
- Typische Auswirkung
- Projektverzögerungen, Budgetüberschreitungen
- Quelle
- Wikipedia – Overconfidence Effect
Verfügbarkeitsheuristik (Availability Heuristic)
Rang: 3
Wir beurteilen Häufigkeiten oder Risiken danach, wie leicht uns Beispiele einfallen – oft ein Trugschluss.
- Erforscht von Amos Tversky & Daniel Kahneman in den 1960ern.
- Beispiel: Flugzeugabstürze werden überschätzt, da sie medial präsent sind.
- Führt zu übertriebenen Sorgen oder Fehleinschätzungen von Wahrscheinlichkeiten.
- Kernmechanismus
- Leichtigkeit des Erinnerns beeinflusst Einschätzung
- Typische Auswirkung
- Überschätzung seltener Ereignisse
- Quelle
- Wikipedia – Availability Heuristic
Verankerungseffekt (Anchoring Bias)
Rang: 4
Die erste Information, die wir erhalten („Anker“), prägt alle folgenden Einschätzungen – selbst wenn sie irrelevant ist.
- Selbst Zufallszahlen beeinflussen Preis- oder Mengenurteile.
- Im Verkauf ist der Anker der Startpreis, im Gehaltsgespräch das erste Angebot.
- Nachweislich eine der stärksten kognitiven Verzerrungen in Verhandlungen.
- Kernmechanismus
- Erstinformation bestimmt Referenzrahmen
- Typische Auswirkung
- Fehlverhandlungen, Preisverzerrungen
- Quelle
- Hunimed University
Übervertrauen (Overconfidence Bias)
Rang: 5
Wir überschätzen unsere Genauigkeit, Kontrolle oder Wissen. Das führt zu riskanten Entscheidungen.
- Menschen schätzen sich doppelt so oft als „überdurchschnittlich kompetent“ ein, wie statistisch möglich.
- Selbst Experten machen diese Fehleinschätzung regelmäßig.
- Übervertrauen gilt als Mitursache technischer und wirtschaftlicher Fehlentwicklungen.
- Kernmechanismus
- Überschätzung eigener Fähigkeiten
- Typische Auswirkung
- Risiko- und Fehlentscheidungen
- Quelle
- Wikipedia – Overconfidence Effect
Rückschaufehler (Hindsight Bias)
Rang: 6
Nach dem Ereignis glauben wir, es „immer schon gewusst“ zu haben. Das verhindert Lernen.
- Menschen erinnern Prognosen verzerrt – sie scheinen richtiger, als sie waren.
- In der Wirtschaft verhindert dies objektive Analyse vergangener Fehler.
- Psychologen sehen darin ein Lernhindernis und Risiko für Selbstüberschätzung.
- Kernmechanismus
- Neubewertung der Vergangenheit
- Typische Auswirkung
- Selbsttäuschung, Lernblockaden
- Quelle
- Verywell Mind
Basisratenvernachlässigung (Base-rate Fallacy)
Rang: 7
Statistische Grundraten werden ignoriert, wenn anschauliche Einzelfälle stärker wirken.
- Beispiel: Ein positiver Test wird überschätzt, wenn seltene Erkrankung ignoriert wird.
- Selbst Fachkräfte in Medizin und Recht unterliegen dieser Verzerrung.
- Folge: Überdiagnose, Fehlurteile, ineffiziente Ressourcenverteilung.
- Kernmechanismus
- Ignorieren statistischer Wahrscheinlichkeiten
- Typische Auswirkung
- Fehleinschätzungen bei Diagnosen
- Quelle
- Flyvbjerg et al. (2022)
Sunk-Cost-Fehlschluss (Sunk Cost Fallacy)
Rang: 8
Wir setzen Projekte fort, weil wir bereits investiert haben – auch wenn Abbruch sinnvoller wäre.
- Beispiel: Geld in ein scheiterndes Vorhaben weiterstecken.
- Emotionale Komponente: Verlustaversion verhindert objektive Neubewertung.
- Wirtschaftlich besonders gefährlich bei Großprojekten.
- Kernmechanismus
- Fixierung auf vergangene Kosten
- Typische Auswirkung
- Fortführung verlustreicher Projekte
- Quelle
- ClearerThinking.org
Status-Quo-Bias (Status Quo Bias)
Rang: 9
Menschen bevorzugen den aktuellen Zustand – selbst bei besseren Alternativen.
- In Experimenten bleiben 70 % der Teilnehmer bei der Standardoption.
- Erklärung: Angst vor Verlust überwiegt den möglichen Gewinn.
- Beispiel: Geringe Wechselrate bei Stromanbietern trotz besserer Angebote.
- Kernmechanismus
- Präferenz für bestehende Zustände
- Typische Auswirkung
- Verpasste Chancen, Innovationshemmung
- Quelle
- Irrational Labs
Gruppen-Denkfehler / False Consensus Effect
Rang: 10
Wir überschätzen, wie viele andere unsere Meinungen teilen – das verstärkt Polarisierung.
- Menschen nehmen Übereinstimmung überproportional wahr.
- Gegenteilige Sichtweisen erscheinen als „Ausnahme“.
- Folge: Filterblasen, soziale Spaltung, Echokammern.
- Kernmechanismus
- Überschätzung sozialer Zustimmung
- Typische Auswirkung
- Gruppendenken, Polarisierung
- Quelle
- Hunimed University

