Diese Übersicht behandelt 10 Personen, denen besonders hohe Zahlen an Tötungsdelikten zugerechnet werden. Sortierungskriterium ist die jeweils gerichtlich festgestellte oder offiziell bestätigte Opferzahl, nicht die (teilweise deutlich höheren) Selbstbezichtigungen der Täter oder mediale Zuschreibungen.
Hinweis zur Einordnung: Die Zahlen sind jurisch und historisch schwierig zu vergleichen. Unterschiedliche Länder bewerten Fälle anders, viele Opfer gelten als vermisst, Ermittlungsakten sind unvollständig, einige Verbrechen liegen Jahrzehnte zurück. Diese Liste dokumentiert deshalb in erster Linie den bekannten Ermittlungs- und Urteilsstand. Sie verherrlicht keine der genannten Personen. Die Verantwortung der Täter steht hier im Vordergrund, ebenso die Dimension der verursachten Gewalt.
Übersicht
Luis Garavito
Rang: 1
Luis Alfredo Garavito (Kolumbien) wurde Anfang der 2000er Jahre für eine außergewöhnlich hohe Zahl an Tötungsdelikten verurteilt. Ermittler ordneten ihm systematische Angriffe auf Jungen und junge Männer zu. Offiziell bestätigte Fälle liegen bei deutlich über 100, in internen Ermittlungsunterlagen tauchen noch höhere Zahlen auf. Die Behörden beschrieben den Fall als eine der umfassendsten Kinderschutz- und Vermissten-Ermittlungen der Landesgeschichte.
- Hohe Zahl identifizierter, forensisch zugeordneter Opfer
- Fall führte landesweit zu besserer Registrierung von vermissten Minderjährigen
- Der Fall wurde in Kolumbien öffentlich als Warnung vor strukturellen Lücken im Kinderschutz diskutiert
- Bestätigte Opferzahl
- mindestens 193
- Aktionszeitraum
- 1990er Jahre (insbesondere 1992–1999)
- Gerichtsstand
- Kolumbien
- Status
- zu langjährigen Haftstrafen verurteilt
Pedro López
Rang: 2
Pedro Alonso López wurde in Südamerika in den 1980er Jahren verurteilt. Er erhielt in der Presse den Beinamen „Monster der Anden“. Er selbst behauptete, mehrere hundert Menschen getötet zu haben. Gerichte konnten viele, aber nicht alle dieser Behauptungen nachprüfen. Bestätigt wurden mehr als hundert Fälle, vor allem an jungen Mädchen. Der Fall wird bis heute in Lehrmaterialien zur internationalen Polizeikoordination im Andenraum aufgegriffen, weil mehrere Länder zuständig waren.
- Internationale Zuständigkeiten: Kolumbien, Ecuador, Peru
- Diskussion um Freilassung nach Verbüßung einer Strafe trotz weiterer Verdachtsfälle
- Bis heute Unsicherheit über seinen späteren Aufenthaltsort
- Bestätigte Opferzahl
- mindestens 110 (gerichtlich festgestellt)
- Selbstbezichtigungen
- über 300
- Gerichtsstand
- vor allem Ecuador, später auch Kolumbien
- Status
- nach Haft entlassen; aktueller Verbleib lange unklar
Gary Ridgway
Rang: 3
Gary Leon Ridgway aus den USA ist unter dem Ermittlungsnamen „Green River Killer“-Fall bekannt. Er wurde in den 2000er Jahren in Washington State in Dutzenden Fällen rechtskräftig schuldig gesprochen. Ermittler ordneten ihm gezielt Angriffe auf vulnerable Gruppen wie Ausreißerinnen und Sexarbeiterinnen zu. Die Behörden nutzten DNA-Analytik im großen Stil, was damals noch relativ neu war, und setzten den Fall als Beispiel für die Bedeutung zentraler Spurenarchive.
- Fall führte zu Debatten über Gewalt gegen marginalisierte Frauen
- Zusammenarbeit mehrerer Counties und Bundesbehörden in den USA
- Gericht verhängte lebenslange Haft ohne Bewährung
- Bestätigte Opferzahl
- 49 (gerichtlich verurteilt)
- Ermittlungsstand
- Ermittler vermuten bis ca. 90 Fälle
- Aktivität
- frühe 1980er bis späte 1990er Jahre
- Status
- lebenslange Haft (ohne Aussicht auf Entlassung)
Alexander Pichushkin
Rang: 4
Alexander Pichushkin wurde in Russland als sogenannter „Schachbrett“-Fall (russische Medien sprachen vom „Schachbrett-Mörder“) bekannt, weil Ermittler berichteten, er habe versucht, die Zahl seiner Taten auf einem gedachten Raster zu „komplettieren“. Ein Großteil der Taten ereignete sich in einem Parkgebiet im Süden Moskaus. Die Ermittlungen stützten sich auf Auffindesituationen, Geständnisse und Videoüberwachung aus der Zeit kurz vor seiner Festnahme.
- Fall löste öffentliche Diskussion über Sicherheit in Moskauer Parkanlagen aus
- Gericht stellte 49 Tötungsdelikte fest
- Mangelnde soziale Kontrolle öffentlicher Räume wurde als Risikofaktor benannt
- Bestätigte Opferzahl
- 49 (gerichtlich festgestellt)
- Ermittlungsstand
- Behörden prüften bis zu ca. 60 Fälle
- Aktivität
- Anfang 2000er bis 2006
- Status
- lebenslange Haft in Russland
Jeffrey Dahmer
Rang: 5
Jeffrey Dahmer wurde Anfang der 1990er Jahre in den USA verurteilt. Die Fälle fanden starke mediale Beachtung, weil neben den Tötungsdelikten zusätzlich sexuelle Gewalt, der Umgang mit Leichnamen und Spuren von Kannibalismus dokumentiert wurden. Sein Fall führte in Milwaukee zu kritischen Fragen zur Polizeiarbeit, vor allem im Umgang mit Hinweisen aus der Nachbarschaft.
- Gericht stellte 17 Tötungsdelikte fest
- Aktiv über mehr als ein Jahrzehnt hinweg
- Mehrere Opfer gehörten Minderheiten, was später als mögliches Versagen bei Schutz und Nachverfolgung gewertet wurde
- Bestätigte Opferzahl
- 17 (gerichtlich festgestellt)
- Aktivitätszeitraum
- 1978–1991
- Gerichtsstand
- USA (Bundesstaat Wisconsin)
- Status
- verurteilt; 1994 im Gefängnis getötet worden
John Wayne Gacy
Rang: 6
John Wayne Gacy aus Illinois (USA) wurde Ende der 1970er Jahre festgenommen. Ermittler konnten zahlreiche Opfer identifizieren, die im Wohnhaus und auf dem Grundstück des Täters aufgefunden wurden. Der Fall wurde häufig genannt, wenn es um vermisste Jugendliche, Reisende ohne festen Wohnsitz und die Schwierigkeiten bei der Identitätsfeststellung in der Vor-DNA-Ära ging. Gacy erhielt in den Medien später den Beinamen „Killer Clown“, weil er sich ehrenamtlich kostümiert hatte; dieser Begriff war ein Pressestichwort und kein offizieller Ermittlungsbegriff.
- Mindestens 33 Tötungsdelikte in Illinois nachgewiesen
- Mehrere Opfer erst Jahre später eindeutig identifiziert (forensische Nachuntersuchungen)
- Fall führte zu Reformen in der Zusammenarbeit von Vermisstenmeldestellen
- Bestätigte Opferzahl
- 33 (gerichtlich festgestellt)
- Aktivitätszeitraum
- frühe 1970er bis späte 1970er Jahre
- Gerichtsstand
- USA (Bundesstaat Illinois)
- Status
- Todesstrafe vollstreckt 1994
Fritz Haarmann
Rang: 7
Fritz Haarmann wurde Anfang der 1920er Jahre in Deutschland angeklagt und hingerichtet. Der Fall bekam in der Weimarer Republik enorme öffentliche Aufmerksamkeit, weil er Fragen zur sozialen Lage obdachloser Jugendlicher, zur Polizeiüberwachung in Großstädten und zur Rolle des Schwarzmarktes nach dem Ersten Weltkrieg aufwarf. Die mediale Bezeichnung „Vampir von Hannover“ war eine Schlagzeile der damaligen Presse.
- Gericht sprach ihn in 24 Fällen schuldig
- Die Ermittlungen nutzten forensische Zahnvergleiche und Knochenanalysen, was zu dieser Zeit noch ungewöhnlich war
- Der Fall floss in spätere Kriminalstatistik- und Vermisstenregister-Projekte in Deutschland ein
- Bestätigte Opferzahl
- 24 (gerichtlich festgestellt; teils wird von bis 27 ausgegangen)
- Aktivitätszeitraum
- ca. 1918–1924
- Gerichtsstand
- Deutschland (Hannover)
- Status
- Todesurteil 1925 vollstreckt
Harold Shipman
Rang: 8
Harold Shipman war ein praktizierender Hausarzt im Vereinigten Königreich. Nach seiner Festnahme Ende der 1990er Jahre ergab eine unabhängige Untersuchung, dass er über viele Jahre hinweg Patientinnen und Patienten unter dem Vorwand medizinischer Versorgung tödliche Injektionen verabreicht hatte. Der Skandal führte in Großbritannien zu massiven Reformen in der Verschreibungs- und Todesbescheinigungskontrolle.
- Als Täter im Gesundheitswesen erzeugte er besonderes Vertrauen und Zugriffsmöglichkeiten
- Eine offizielle Untersuchung kam auf über 200 Opfer, großteils ältere Patientinnen
- Der Fall wird in Ausbildungsgängen des britischen Gesundheitswesens als Pflichtfall für Patientensicherheit behandelt
- Bestätigte Opferzahl
- über 200 (unabhängige Untersuchung; häufig zitiert ca. 218)
- Aktivitätszeitraum
- 1970er–1998, Schwerpunkt 1990er
- Gerichtsstand
- Vereinigtes Königreich
- Status
- verurteilt zu mehrfach lebenslanger Haft; 2004 im Gefängnis gestorben
Ted Bundy
Rang: 9
Ted Bundy war in den 1970er Jahren in mehreren US-Bundesstaaten aktiv. Die Justiz sprach ihn in zahlreichen Fällen schuldig. Ermittler betonten, dass er gezielt Reisende, Studentinnen und Frauen angriff, oft in Situationen mit geringem Zeugenkontakt. Die spätere Auswertung seiner Spuren half, länderübergreifende Abgleiche in den USA zu verbessern (Abgleich zwischen einzelnen Bundesstaaten war damals noch begrenzt).
- Mehrere rechtskräftige Verurteilungen wegen Mordes
- Verdachtsfälle reichen deutlich über die offiziell verhandelten Delikte hinaus
- Fall führte zu besserer Koordination von Vermisstenfällen zwischen Bundesstaaten
- Bestätigte Opferzahl
- mindestens 30 (gerichtlich festgestellt / polizeilich bestätigt)
- Vermutete Opferzahl
- teilweise deutlich höher diskutiert
- Aktivitätszeitraum
- 1974–1978
- Status
- Todesstrafe in Florida vollstreckt 1989
H. H. Holmes
Rang: 10
Herman Webster Mudgett, bekannt unter dem Namen H. H. Holmes, wurde Ende des 19. Jahrhunderts in den USA angeklagt. Die Presse der Zeit schrieb ihm ein als „Murder Castle“ bezeichnetes Gebäude in Chicago zu. Historiker weisen jedoch darauf hin, dass viele der dramatischen Schilderungen späterer Berichterstattung stark ausgeschmückt sind. Gesichert ist, dass Holmes mehrere Menschen tötete und betrügerische Lebensversicherungsmodelle nutzte.
- Historischer Fall (1890er Jahre), teilweise stark mythenbeladen
- Geständnisse umfassten über 30 Taten, juristisch bestätigt wurde ein deutlich kleinerer Kernbereich
- Wird heute in der Kriminalhistorik häufig als Beispiel für Medienmythos vs. Aktenlage genannt
- Gestandene Opferzahl
- 30+ (Selbstaussage)
- Gesichert verurteilte Fälle
- deutlich darunter
- Aktivitätszeitraum
- 1890er Jahre (USA)
- Status
- hingerichtet 1896
Wichtiger Kontext: Die Erfassung dieser Fälle diente in vielen Ländern als Auslöser für Reformen: bessere DNA-Spurensicherung, engere Zusammenarbeit zwischen Bundesländern bzw. Staaten, Register für Vermisste, strengere Kontrollen bei der Verschreibung von Betäubungsmitteln, Qualitätssicherung in Pflege- und Arztpraxen. Der gesellschaftliche Fokus liegt heute stärker als früher auf Prävention, Opferschutz und frühzeitiger Intervention.

