Die 10 seltensten Blutgruppen der Welt

Die 10 seltensten Blutgruppen der Welt

Blutgruppen sind kein simples A, B, AB oder 0 mit plus oder minus. Mehr als 40 anerkannte Blutgruppensysteme definieren hunderte Antigene auf roten Blutkörperchen. Seltene Kombinationen führen dazu, dass manche Menschen weltweit praktisch keine kompatiblen Spender haben. Das macht Notfall-Transfusionen kritisch und zwingt Kliniken zu internationaler Koordination. Diese Liste zeigt die 10 seltensten Blutgruppen der Welt, sortiert nach dokumentierter globaler Seltenheit und klinischer Relevanz. Aussagen beruhen auf veröffentlichten Häufigkeitsdaten und Berichten von Transfusionsdiensten. Fewer than 100 bekannte Fälle gelten als „ultraselten“ (z. B. Rh-Null). Personen mit solchen Blutgruppen werden weltweit registriert, um Spenderketten zu sichern.

Übersicht

  1. Rh-Null (Goldenes Blut)
  2. Bombay-Blutgruppe (hh)
  3. Kell-negativ (K−k−)
  4. Lutheran-null (Lu−)
  5. Langereis-negativ (Lan−)
  6. Junior-negativ (Jr(a−))
  7. Colton-negativ (Co−)
  8. Vel-negativ (Vel−)
  9. Diego-negativ (Dia−/Dib−)
  10. Duffy-null (FyFy)

1. Rh-Null (Goldenes Blut)

Rang: 1

Rh-Null ist die seltenste bekannte Blutgruppe. Diese Personen haben keine Rh-Antigene überhaupt auf den roten Blutkörperchen. Im Rh-System existieren über 50 Antigene, darunter das bekannte D (positiv/negativ). Rh-Null bedeutet: keins davon ist vorhanden. Das macht das Blut immunologisch sehr neutral gegenüber vielen Rh-Antikörpern, aber extrem schwer ersetzbar im Notfall.

  • Bekannt weltweit: Berichte sprechen von unter 100 dokumentierten Personen, teils sogar unter 50 aktiven Spendern.
  • Transfusion: Rh-Null-Empfänger können praktisch nur Rh-Null erhalten. Fremde Rh-Antigene lösen sonst lebensbedrohliche Hämolyse aus.
  • Spenderwert: Für extrem seltene Rh-Varianten gilt Rh-Null als eine Art „Universalspender“ innerhalb dieser Nischenfälle, weil es keine Rh-Antigene einbringt.

Rh-Null kann erblich in Familien auftreten, oft über Mutationen der Gene RHAG, RHD oder RHCE. Es wurde erstmals 1961 in Australien beschrieben. Klinisch relevant ist nicht nur die Transfusionssituation: Ohne Rh-Struktur werden die roten Blutkörperchen instabiler. Das kann zu chronischer, leichter Hämolyse und Anämie führen.

Seltenheit:
<100 bekannte Fälle weltweit
Vererbung:
autosomal rezessiv
Transfusionskompatibilität:
praktisch nur Rh-Null zu Rh-Null
Entdeckung:
1961 (Australien)
Klinische Risiken:
Anämie, Transfusionsnotfälle
Quelle
Cleveland Clinic

Zurück zur Übersicht


2. Bombay-Blutgruppe (hh)

Rang: 2

Die Bombay-Blutgruppe (auch „hh“ oder „Oh-Phänotyp“) fehlt das H-Antigen. Normalerweise bildet das H-Antigen die Grundstruktur, auf die A- oder B-Zuckerketten aufgesetzt werden. Fehlt H komplett, wirkt das Blut im Schnelltest wie Gruppe 0, ist aber inkompatibel selbst zu 0-Spenderblut.

  • Häufigkeit: etwa 1:10.000 in Teilen Indiens. In Europa und Nordamerika näher bei 1:1.000.000 oder noch seltener.
  • Transfusionsrisiko: Menschen mit Bombay-Blut können ausschließlich Blut von anderen Bombay-Spendern erhalten. Andernfalls droht eine sofortige schwere Hämolyse.
  • Entdeckung: 1952 in Bombay (heute Mumbai), nachdem ein vermeintlicher 0-Empfänger mit normaler 0-Spende reagierte.

Der Phänotyp tritt häufiger in genetisch enger verwandten Populationen auf. Ursache ist meist eine Mutation im FUT1-Gen, die zur fehlenden Expression des H-Antigens auf roten Blutkörperchen führt. Betroffene Patienten lassen ihr eigenes Blut oft langfristig einfrieren, da kompatible Spender extrem rar sind.

Seltenheit global:
ca. 1 pro 1.000.000 Menschen
Häufiger in:
Indien, Teile Süd-/Westasiens (~1:10.000)
Antigen-Defekt:
kein H-Antigen (FUT1-Mutation)
Transfusionskompatibilität:
nur Bombay-Blut
Erstbeschreibung:
1952 (Mumbai)
Quelle
NCBI / Blood Groups and Red Cell Antigens

Zurück zur Übersicht


3. Kell-negativ (K−k−)

Rang: 3

Das Kell-System gehört zu den wichtigsten Blutgruppensystemen nach ABO und Rh. Es umfasst Antigene wie K (Kell) und k (Cellano). Menschen mit dem extrem seltenen Phänotyp K−k− tragen keines dieser beiden Hauptantigene. Das Immunsystem solcher Personen kann sehr starke Antikörper gegen K oder k bilden. Dadurch gibt es weltweit nur wenige passende Spender.

  • Seltenheit: K−k− ist extrem selten. Blutbanken führen internationale Spezialregister für solche Spender.
  • Schwangerschaft: Anti-K ist nach Anti-D (RhD) eine der wichtigsten Ursachen schwerer hämolytischer Erkrankungen beim Fetus. Daher ist Kell klinisch sehr relevant in der Pränataldiagnostik.
  • Transfusion: Patienten mit K−k− brauchen Spender ohne K- und ohne k-Antigen. Falsches Blut verursacht Hämolyse.

Das Kell-System sitzt auf dem KEL-Protein, einer Endopeptidase in der Membran roter Blutkörperchen. Varianten entstehen durch Mutationen im KEL-Gen. Kliniken screenen gezielt auf Kell-Antikörper bei ungeklärter Hämolyse oder bei Schwangerschaft mit Hinweis auf fetale Anämie.

System:
Kell (ISBT 006)
Phänotyp:
K−k− (null für K/k)
Hauptgefahr:
fetale/neonatale hämolytische Anämie durch Anti-K
Transfusionsbedarf:
identische Kell-negative Spender
Quelle
Blood (American Society of Hematology)

Zurück zur Übersicht


4. Lutheran-null (Lu−)

Rang: 4

Das Lutheran-System (ISBT 005) enthält unter anderem die Antigene Lua und Lub. Bei Lutheran-null fehlen alle bekannten Lutheran-Antigene. Dieser Phänotyp ist so selten, dass er meist erst entdeckt wird, wenn eine Transfusion nicht vertragen wird. Schätzungen: unter 1:1.000.000 weltweit.

  • Problem: Personen mit Lu− können Anti-Lutheran-Antikörper bilden, die inkompatibles Spenderblut zerstören.
  • Diagnose: Häufig Zufallsbefund nach Transfusionsreaktion. Standard-ABO/Rh bleibt völlig unauffällig.
  • Vererbung: meist autosomal rezessiv über Mutationen im BCAM-Gen, das für die Lutheran-Proteine kodiert.

Anti-Lutheran kann verzögerte hämolytische Transfusionsreaktionen auslösen. Auch hämolytische Erkrankungen des Neugeborenen (HDFN) sind beschrieben, meist mild, aber klinisch beobachtungspflichtig.

System:
Lutheran (ISBT 005)
Phänotyp:
Lutheran-null (Lu−/Lu−)
Geschätzte Häufigkeit:
<1 : 1.000.000
Risiko:
verzögerte hämolytische Transfusionsreaktion
Quelle
NCBI / Transfusion Medicine

Zurück zur Übersicht


5. Langereis-negativ (Lan−)

Rang: 5

Langereis-negativ bedeutet: Es fehlt das Lan-Antigen (früher Langereis). Dieses Antigen ist extrem häufig. Über 99,9 % der Weltbevölkerung sind Lan-positiv. Lan-negative Personen sind daher ultraselten. Anti-Lan kann zu schweren hämolytischen Transfusionsreaktionen führen und im Extremfall lebensbedrohlich sein.

  • Genetik: Das Lan-Antigen sitzt auf dem Transportprotein ABCB6. Ein Ausfall des ABCB6-Gens führt zu Lan−.
  • Klinische Bedeutung: Anti-Lan wurde mit akuter Hämolyse nach Transfusion in Verbindung gebracht und kann auch beim Neugeborenen Probleme machen.
  • Historie: Das Antigen wurde 1961 anhand einer schweren Transfusionsreaktion beschrieben. Als eigenes Blutgruppensystem offiziell anerkannt wurde es 2012.

Lan− wird im normalen Labor-Schnelltest nicht erkannt. Erst wenn vermeintlich „passendes“ Blut schwere Reaktionen auslöst, wird weiter typisiert. Heute helfen DNA-Tests, solche Patienten frühzeitig zu identifizieren.

System:
Lan / Langereis (ISBT 033)
Seltenheit:
>99,9 % der Menschen sind Lan+, Lan− ist extrem selten
Schlüsselprotein:
ABCB6 (Membrantransporter)
Klinikthema:
akute hämolytische Transfusionsreaktion durch Anti-Lan
Quelle
ScienceDaily / Univ. Vermont

Zurück zur Übersicht


6. Junior-negativ (Jr(a−))

Rang: 6

Junior-negativ bedeutet, dass das hochfrequente Jr(a)-Antigen auf den roten Blutkörperchen fehlt. Fast alle Menschen weltweit sind Jr(a)+. Wer Jr(a) nicht hat, ist selten. Anti-Jr(a) kann schwere Transfusionsreaktionen auslösen und zu hämolytischer Erkrankung des Neugeborenen führen.

  • Häufigkeit: Besonders in Japan beschrieben. Schätzungen nennen etwa 1:20.000. In Europa wird der Phänotyp zunehmend erkannt, weil genetische Tests verbreiteter werden.
  • Genetik: Das Jr(a)-Antigen sitzt auf dem ABCG2-Transporterprotein. Defekte im ABCG2-Gen führen zu Jr(a−).
  • Klinik: Anti-Jr(a) gilt als potenziell stark hämolytisch, vor allem bei wiederholter Transfusion.

ABCG2 ist auch in der Pharmakologie relevant. Es beeinflusst den Transport von Medikamenten aus Zellen heraus. Dass Jr(a−)-Menschen ohne dieses funktionelle Transportprotein leben können, hat Forschung über Resistenzmechanismen bei Krebstherapien beeinflusst.

System:
Junior / JR (ISBT 032)
Seltenheit:
~1:20.000 in Japan, weltweit deutlich seltener
Gen:
ABCG2
Medizinisches Risiko:
Anti-Jr(a) → hämolytische Transfusionsreaktion / HDFN
Quelle
ScienceDaily / Univ. Vermont

Zurück zur Übersicht


7. Colton-negativ (Co−)

Rang: 7

Das Colton-System (ISBT 015) basiert auf dem Wasserkanal-Protein AQP1 (Aquaporin 1) der roten Blutkörperchen. Menschen mit Colton-negativem Blut (Co-null) haben kein funktionelles Colton-Antigen. Diese Phänotypen sind extrem selten. Anti-Colton-Antikörper können Transfusionsreaktionen und hämolytische Erkrankung des Neugeborenen verursachen.

  • Physiologie: AQP1 reguliert Wassertransport durch Zellmembranen, auch in den Nierenkanälchen relevant.
  • Klinik: Anti-Co kann verzögerte hämolytische Reaktionen auslösen. Sichere Spender sind weltweit schwer zu finden.
  • Diagnostik: Serologie plus Sequenzierung des AQP1-Gens.

Colton-negative Personen tauchen häufig erst über auffällige Antikörpertests auf. Blutbanken melden solche Fälle in internationale Seltenblut-Register, um bei Notfällen weltweit passende Konserven zu finden.

System:
Colton (ISBT 015)
Antigen-Träger:
AQP1 (Aquaporin 1)
Seltenheit:
extrem selten (<<1 : 100.000)
Klinikthema:
Anti-Co → Transfusionsreaktion / fetale Anämie möglich
Quelle
Blood (American Society of Hematology)

Zurück zur Übersicht


8. Vel-negativ (Vel−)

Rang: 8

Vel ist ein Hochfrequenz-Antigen, das bei fast allen Menschen vorkommt. Vel-negatives Blut wurde als Problem bekannt, als Patientinnen und Patienten wiederholt heftige Transfusionsreaktionen hatten, obwohl ABO und Rh korrekt waren. Anti-Vel kann sehr starke, komplementvermittelte Hämolyse auslösen und macht Notfall-Transfusionen riskant.

  • Häufigkeit: In Europa deutlich unter 1 %. Werte wie 1:2.500 bis 1:5.000 werden genannt, lokal schwankend. Viele Fälle bleiben unentdeckt, solange keine Transfusion nötig ist.
  • Klinik: Anti-Vel gilt als hochkritisch im Notfall, weil Standard-Blutkonserven meist Vel-positiv sind.
  • Genetik: Das Vel-Antigen hängt am SMIM1-Protein. Deletionen im SMIM1-Gen machen Vel−.

Vel− ist nicht ganz so ultrarare wie Rh-Null, aber wegen der Transfusionsgefahr ist es transfusionsmedizinisch ein Hochrisiko-Thema. Blutbanken versuchen gezielt, Vel− Spender in Register aufzunehmen.

System:
Vel (ISBT 034)
Antigen-Träger:
SMIM1
Klinisches Risiko:
akute komplementvermittelte Hämolyse durch Anti-Vel
Spenderverfügbarkeit:
selten typisiert, oft nur Spezialregister
Quelle
Blood (American Society of Hematology)

Zurück zur Übersicht


9. Diego-negativ (Dia−/Dib−)

Rang: 9

Das Diego-System (ISBT 010) ist genetisch an den SLC4A1-Anionentransporter (Band-3-Protein) der roten Blutkörperchen gekoppelt. Einige Diego-Antigene (z. B. Dia, Dib) sind ethnisch unterschiedlich verteilt. Das macht Anti-Diego-Antikörper selten, aber klinisch wichtig. In inkompatiblen Fällen kann es zu Hämolyse kommen. Dieses System ist zugleich ein Marker in der Bevölkerungsgenetik, weil bestimmte Diego-Varianten bei indigenen Gruppen Amerikas und in Ostasien häufiger sind, in Europa aber nahezu fehlen.

  • Verbreitung: bestimmte Diego-Varianten sind häufiger bei indigenen Bevölkerungen in Südamerika und Ostasien, aber selten in Europa.
  • Klinik: Anti-Diego kann Transfusionsreaktionen auslösen und ist bei Neugeborenen mit hämolytischer Erkrankung beschrieben.
  • Anthropologie: Wird genutzt, um Abstammungslinien und Wanderbewegungen von Populationen nachzuvollziehen.

Für Kliniken bedeutet das: In Regionen mit multiethnischer Bevölkerung kann Diego plötzlich transfusionsrelevant werden, obwohl Standard-ABO/Rh kompatibel erscheint.

System:
Diego (ISBT 010)
Protein:
SLC4A1 (Band-3-Anionentransporter)
Verbreitung:
ethnisch unterschiedlich, teils gehäuft in Südamerika/Ostasien
Klinikthema:
Anti-Diego → Hämolyse / HDFN möglich
Quelle
Blood (American Society of Hematology)

Zurück zur Übersicht


10. Duffy-null (FyFy)

Rang: 10

Das Duffy-System (ISBT 008) kodiert die Antigene Fya und Fyb auf dem DARC/ACKR1-Rezeptor. Menschen mit Duffy-null (FyFy, also kein Fya und kein Fyb) haben auf roten Blutkörperchen keinen Duffy-Rezeptor. Das ist in West- und Zentralafrika häufig, global aber selten. Diese Besonderheit wirkt wie ein natürlicher Schutz gegen den Malariaerreger Plasmodium vivax, der normalerweise über den Duffy-Rezeptor in Erythrozyten eindringt.

  • Schutzfaktor: Duffy-null reduziert das Infektionsrisiko für P. vivax-Malaria. Das erklärt die hohe Verbreitung in Regionen mit starkem Malariadruck.
  • Globaler Kontext: In Europa und Ostasien praktisch nicht vorhanden. Dort gilt Duffy-null als „selten“, obwohl es in Westafrika häufig ist.
  • Klinik: Anti-Duffy-Antikörper (z. B. Anti-Fya) können transfusionsrelevante Hämolyse und hämolytische Erkrankung des Neugeborenen verursachen, meist moderat.

Duffy-null zeigt, dass „selten“ relativ ist: regional häufig, global betrachtet aber doch eine Rarität. Blutbanken in Ländern mit Migrationshintergrund typisieren gezielt Spender afrikanischer Herkunft, um passende Konserven zu sichern.

System:
Duffy (ISBT 008)
Phänotyp:
Fy(a−b−) / FyFy
Selektionsvorteil:
teilweiser Schutz vor P. vivax-Malaria
Geografische Häufigkeit:
hoch in West-/Zentralafrika, sehr selten in Europa/Asien
Quelle
NCBI / Blood Groups and Red Cell Antigens

Zurück zur Übersicht

Blogverzeichnis Bloggerei.de - Funnyblogs
Top-10-Listen
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.